Die 76ers 2022: Viel Unruhe und einige Fragezeichen.
Die Sixers? Mal wieder
enttäuschend. Wobei das differenzierter betrachtet werden sollte: Eine holprige
Regular-Season mit zahlreichen Ausfällen und dem Drama um Ben Simmons beendete
das Team auf Platz vier im starken Osten (dazu auch: Die 76ers 2021: Kaffeesatzleserei und etwas Sportpsychologie). Mit dabei ein Joel Embiid, der mit
einem gesunden Körper sowie neuem Selbstverständnis eine MVP-kalibrige Saison
auf’s Hartholz zauberte und schließlich mit 30.6 Punkten pro Spiel Topscorer
der Liga war. Auch dabei Tyrese Maxey, der als Zweitjahresprofi in Abwesenheit
von Simmons zum Starter wurde, einen unfassbaren Sprung machte und zum
Fanliebling mutierte.
Und ebenfalls ein wichtiger Teil der Saison war der für unwahrscheinlich
gehaltene Trade von Ben Simmons für James Harden. Dass dabei Picks, Seth Curry
und Andre Drummond nach Brooklyn gingen, ist verschmerzbar. Umso mehr, da weder
Tyrese Maxey und Matisse Thybulle involviert waren.
Dass James Harden nach seiner
Harmstring-Verletzung (noch) nicht der alte ist, war schnell offensichtlich.
Vor allem in den Playoffs zeigte sich seine fehlende Explosivität. Dennoch kann
seine Verpflichtung als Gewinn verbucht werden – das jedoch mit Sternchen
versehen.
Dass sich Embiid eine Daumenverletzung in der Wurfhand zuzog, die Augenhöhle
brach und Thybulle gar nichts mehr traf, machte den Sixersbasketball in der Postseason
nicht besser. Das Ausscheiden gegen den Tabellenführer aus Miami war deshalb
folgerichtig.
Kommen wir zum besagten Harden-Sternchen
und schauen nach vorn. Vorab:
Seine Regular-Season-Zahlen waren mit 21.0 Punkten, 10.5 Assists und
7.1 Rebounds nicht schlecht. In den Playoffs rutschten sie etwas ab (18.6/8.6/5.7).
Bleibt also die Frage, was die Sixers von ihm noch erwarten können? So hängt die Bewertung seiner Verpflichtung wohl von drei
Faktoren ab:
Erstens von seiner Gesundheit. Er
selbst hat betont, im Sommer viel in seinen Körper investieren zu wollen, um
wieder das Level zu erreichen, dass ihm die gewohnten Drives erlaubt. So bleibt
die Hoffnung.
Zweitens von seinem Vertrag. Zieht
er seine Option für $47 Millionen und verlangt er anschließend einen
Maximalvertrag? Nach der gezeigten Leistung und aufgrund des Verhältnisses zu
Morey kann ggf. von einem Verzicht Hardens ausgegangen werden. Die Frage ist:
Wieviel?
Drittens von seinem Spiel selbst.
Er selbst machte seine Mitspieler besser. Allein Embiid legte in 21 Spielen mit
Harden (Regular-Season) 33.1 Punkte, 12.7 Rebounds und 3.6 Assists auf. Auch
Maxey profitiert von ihm – auf und abseits des Feldes. Gewöhnt sich der Bärtige
noch das obligatorische Dribbling vor einem Dreier ab und geht ins
Catch-and-Shoot, wird er neben Embiid und weiteren Schützen noch wertvoller.
Eine Umstellung, die Tobias Harris ein Stück weit vollzog. Das kostete vielen Fans einige Nerven, sorgte aber auch für den besten Playoffbasketball seiner Karriere. Ob er trotzdem Teil der Sixers-Zukunft sein wird, ist fraglicher denn je. Denn sein bis 2024 laufender und mit jährlich ca. $38 Millionen vergüteter Vertrag steht dem Ziel von Morey im Wege, einen weiteren Star verpflichten zu wollen.
Generell gibt es für den Sommer
einige Fragezeichen in Philadelphia. Ziehen sie die Option für Shake Milton ($1.9 Millionen)?
Was ist mit Danny Green, der sich schließlich noch das Kreuzband riss und dessen Gehalt ($10 Millionen) für die
kommende Saison nicht garantiert ist? Auch ein Verbleib von Doc Rivers scheint
trotz einiger Bekenntnisse der Beteiligten nicht in Stein gemeißelt zu sein.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie das Team zurückkommt. Schon die Exit-Interviews waren teilweise kritischer, als sie sein sollten – eine interne Aufarbeitung käme souveräner daher. Wird die Offseason auch wieder von Störgeräuschen begleitet? Welche Free-Agents kämen in Frage? Welche Trades fädeln die Sixers ein?
Dazu an anderer Stelle mehr…to be continued.
Fakten: Die 76ers 2021-22 auf basketball-reference.com
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