Five Hundred or Less: Nick Van Exel (497 Wörter)
Wenn ein Basketballspieler 30 Jahre nach dem Abgang vom College seinen Abschluss nachholt, spricht das einerseits für seine Zielstrebigkeit, andererseits für einen vollen Terminkalender.
Auf Nick Van Exel trifft beides zu. Der letztjährige Hawks-Assistenztrainer und ehemalige Cincinnati Bearcat nahm nun schließlich Anfang August sein Diplom entgegen.
Viel Zeit für die Schulbank hatte der All-Star von 1998 nach seiner aktiven Karriere (1993-2006) wahrlich nicht – mit wenigen Unterbrechungen war er seit 2009 als Übungsleiter an der Seitenlinie zahlreicher Mannschaften aktiv.
Dass der mitunter schwierige Spielercharakter mal die Seiten wechselt, war Mitte der Neunziger noch schwer vorstellbar. Denn nicht selten geriet Van Exel mit seinen Coaches lautstark aneinander – auch während der Spiele. Heute sagt er dazu: "I would call my ex-coaches and I’d apologize to them."
So unbequem der 1.85m kleine Guard teilweise war, so elektrisierend war auch sein Spiel: „Nick the Quick“ stand für Spielwitz, Passspiel und Geschwindigkeit. Aber auch für raue Ausfälligkeiten. Fakt ist: In den Neunzigern zählte er zu den bekannteren Gesichtern der Liga – inklusive ungewohnter Freiwurfroutine.
Im Jahr 1971 in Kenosha, Wisconsin geboren übernahm der junge Nickey Maxwell die Liebe zum Basketball früh von seinem Vater Nick Van Exel Sr., der als ehemaliger Highschool-Star auf den lokalen Plätzen PickUp-Games spielte – gleichzeitig aber auch im Beisein seines Sohnes in Autos einbrach, wenn kein Spiel anstand. Als der sieben Jahre alt war, musste Van Exel Sr. zeitweise ins Gefängnis und seine Mutter Joyce einen zusätzlichen Job annehmen. Während der Zeit und vor allem nach der Trennung seiner Eltern gab es für den jungen Nick nur noch das orangene Leder. Zumal sein Vater schließlich den Bundesstaat verließ und der Kontakt abbrach.
An der St Joseph's High School legte er Scoring-Rekorde auf und machte sich einen Namen im Land. Die schlechten schulischen Leistungen schreckten jedoch große Universitäten ab.
An
der University of Cincinnati avancierte er dann zum College-Star – es folgte 1993 der
Schritt in die NBA. Die Lakers zogen ihn in der zweiten Runde und zusammen mit
Eddie Jones, der ein Jahr später dazu stieß, sollte er den Rebuild nach der
Show-Time-Ära vorantreiben.
Mit Erfolg: Die Lakers erreichten regelmäßig die Playoffs – 1998 sogar die
Western-Conference-Finals.
Nach
fünf Jahren in L.A. wurde er nach Denver getradet. Bei miesen Nuggets wurde Van
Exel Leistungsträger und All-Star, spielte aber kein Playoff-Basketball.
Verletzungen und geringere Produktivität, dafür unfassbar viel Verständnis für
das Spiel brachten ihn schließlich noch ein paar gute Jahre und den Respekt
seiner Coaches ein – allen voran von David Fizdale. Der damalige
Dubs-Assistenztrainer, spätere Headcoach in Memphis und Van Exel-Förderer sagt heute:
„I think he
can be a head coach now.“
Wie
man sieht – die Rollen ändern sich, im Basketball wie auch im Privaten: Nick
Van Exel ist selbst Vater eines Sohnes. Den kann er allerdings nur noch selten
sehen, da dieser nach dem Mord an seinem langjährigen Freund Eyo zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
„I'm really sorry to the Eyo family.
Nobody should have to go through something like this. Nobody“, sagte Van
Exel im Gerichtssaal zur Familie des Opfers. Tough!
Fakten: Nick Van Exel auf basketball-reference.com
Zitiert aus: "Grizzlies' Nick Van Exel: The evolution of an athlete and a man" (USA TODAY NETWORK, 2017)
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