Ob Weltmeisterschaft oder Freiplatz: Basketball ist geil!

Papa, hast du schon gehört? Deutschland ist Weltmeister!“ So begann das abendliche Telefonat mit meinem achtjährigen Sohn am Sonntag. Und die Große (10) fragte am Montag nach der Schule, ob sie eine Zusammenfassung vom Finale sehen könne. Da war kindlich-ehrliche Begeisterung, ohne wirklich etwas von der WM mitbekommen zu haben.

Die Meldung aufgeschnappt und das Wissen, dass es mich freut? Vielleicht. In die gleiche Kategorie passen wohl Nachrichten von Freunden und Verwandten, die wenig bis gar nichts mit Basketball am Hut haben, sich aber mit mir und auch über den Titel an sich freuten.

Zwei Tage ist die Sensation nun schon her, das Team zurück in Deutschland (ZDF-Beitrag zum Empfang) und es fühlt sich immer noch surreal an. Da helfen auch nicht die folgenden 07:42 Minuten. Klar, sie ordnen’s noch mal ein. Noch mehr sorgen sie aber für Gänsehaut. Mal wieder.


Einordnung. Das ist etwas, das Basketball-Heads oft beschäftigt, wenn es um ihren Sport geht. Besonders jetzt fällt es wieder auf, nachdem Deutschland Weltmeister in einer Randsportart wurde. Und das nach einem unfassbaren Turnier – nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Erst zum Finale sprang der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf den s.g. Hype-Train auf (das ZDF-Finale in voller Länge). Echten Ballern ist und war das egal – sie blieben dem Team von Magenta-Sport treu. Auch, weil es das DBB-Team von Anfang an fernsehpreisverdächtig nah und kompetent begleitete. Ein Team voller Charaktere und Sympathen, das authentisch und fokussiert eine Medaille vor Augen hatte ("Ein Sommer", sehenswerte Doku mit mehreren Teilen). Dass es nun Gold wurde, ist und bleibt etwas Besonderes.

Vor allem für diejenigen, die diesen grandiosen Sport verfolgen, begleiten und auch versuchen, andere dafür zu begeistern…zumindest aber zu öffnen. All die fühlen folgende Aussagen sehr:

Und für all die anderen nun das wichtigste: Basketball ist geil. Probiert es aus, gebt diesem facettenreichen Sport eine Chance. Ob als Zuschauer vor dem digitalen Endgerät bzw. in den Hallen der Vereine eures Wohnortes oder mit dem orangenen Leder selbst in der Hand auf dem lokalen Freiplatz.

Ihr werdet es nicht bereuen – als Zuschauer seht ihr ein kurzweiliges Spiel, in dem ständig etwas passiert, taktische Anpassungen wirken und neben Talent auch Einsatz zählt. Zudem erlebt ihr ein wesentlich entspannteres Publikum. Versprochen!

Auf dem Platz selbst? Dazu fällt mir eine Anekdote ein. So erinnere ich mich an die Aussage eines Bekannten, der sich mal auf dem Freiplatz zu mir gesellte und während des Smalltalks begann, ebenfalls ein paar Bälle Richtung Korb zu werfen. Er, der als Jugendlicher selbst spielte, jedoch das Interesse verlor und heute Rugby-Jugendtrainer ist, meinte, dass er immer wieder Basketballer sehe, die allein auf den Korb werfen – und das könne er überhaupt nicht verstehen. Eine Woche später, gleicher Platz, gleiche Situation – und diesmal berichtete er, dass er wenige Tage zuvor selbst zwei Stunden damit verbracht habe, einfach zu werfen, zu dribbeln und zu rebounden.

Und das ist es – der Korb, der Ball und du selbst. Vielleicht nach einem langen Arbeitstag. Oder einfach am Wochenende zum Abschalten. Mal mit Musik oder’nem Podcast auf den Ohren, mal nur der Freiplatz-Sound. Vielmehr als einen Ball und den Korb braucht es halt nicht. Dazu der Ehrgeiz, den nächsten zu treffen. Und dann den darauf. Arm und Ellenbogen gerade. Hand richtig abklappen. Finger geben den Drall. Nochmal. Und noch einmal. Wo ist der Sweet-Spot. Von wo aus braucht es mehr Wiederholungen. All das garniert von kurzen Cross-Over-Dribblings, links-rechts, mal ein Stepback versuchen. Airball? Egal. Nochmal! Dazu das Geräusch, wenn der Ball nur die Ketten des Freiplatzkorbes berührt – herrlich. Aber auch das Scheppern, wenn er auf dem Ring landet – das Signal für einen weiteren Versuch, mit mehr Konzentration.

Unschlagbar natürlich, wenn Freunde und Bekannte dazustoßen. Gute und weniger gute Korbballspieler aber alle mit Spaß am Spiel. Und selbst wenn nicht jeder Midranger sitzt, nicht jeder Screen optimal gestellt ist, der Behind-the-back-Pass auf der angrenzenden Wiese landet oder das Dribbling in’nem Turnover endet – am Ende haben wir das getan, was wir lieben: Basketball gespielt.

Und: Das werden wir auch weiterhin tun. Nun mit dem Wissen, dass Deutschland Basketball-Weltmeister ist. Das wird bleiben. So wie die Dominanz von König-Fussball. So viel Realismus muss sein. Daher genießen wir den Augenblick und freuen uns über jeden, der dem orangenen Leder Aufmerksamkeit schenkt, die aktuelle Begeisterung aufgreift und auch schon den Kleinsten zeigt, wie dufte Basketball ist. Da reicht es manchmal schon, neben dem Schwärmen und Erzählen einfach mal auf den Platz zu gehen. In dem Sinne: Weitermachen!

marcel

 

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