Sieben auf einen Streich: Deutsche in der NBA - damals wie heute.

Mit der Entscheidung, Sam Dekker zu entlassen und somit Isaac Bonga für den Rest der Saison zu halten, haben die Toronto Raptors Basketballdeutschland eine große Freude gemacht. Noch im Sommer war hierzulande die Befürchtung groß, er aber auch Moritz Wagner sowie Isaiah Hartenstein werden in dieser Spielzeit keine NBA-Hallen betreten. Dass in Orlando mit Moritz und dessen an 8. Stelle gedrafteten Bruder Franz nun die Wagner-Brothers auflaufen und sich Bonga wie auch Hartenstein durch Traingcamp-Deals empfehlen konnten, spricht für die Qualität der jungen Herren.
Neben den vier genannten sehen noch Maxi Kleber, Daniel Theis und Dennis Schröder regelmäßig Spielminuten in der NBA, sodass aktuell sieben Profis aus Deutschland in der besten Liga der Welt spielen – schwarz-rot-goldener Rekord. 

Den Weg für viele der heutigen Talente bereitete wohl Dirk Nowitzki. Dessen erfolgreiche Karriere – garniert mit dem Titel 2011 sowie dem MVP-Award vier Jahre zuvor – brachte so manchen Stein ins rollen. Über den Würzburger muss nichts mehr gesagt oder geschrieben werden. Doch Nowitzki war bei weitem nicht der erste Deutsche in der NBA. Für viele hiesige Basketball-Fans, die vor der Nowitzki-Ära zur NBA fanden, war Detlef Schrempf das Non-Plus-Ultra (mich eingeschlossen: "Von Schrempf zu Simmons: Der Basketball, die NBA und ich - eine Retrospektive."). Der Leverkusener (8. Pick) kam zusammen mit Uwe Blab (17. Pick) 1985 in die NBA. Letzterer konnte in seinen fünf Jahren jedoch wenig Eindruck hinterlassen – in durchschnittlich 8.4 Minuten gelangen dem 2.16m großen Blab 2.1 Punkte und 1.8 Rebounds.
Ganz anders Detlef Schrempf, dessen Allround-Game (13.9 Punkte, 6.2 Rebounds, 3.4 Assists und eine Dreierquote von 38.4%) in 16 NBA-Jahren u.a. drei Allstar-Nominierungen und zwei Sixth-Man-of-the-Year-Awards auf die Vita zauberten. Nicht zu vergessen die NBA-Finals 1996 gegen die 72-10-Jordan-Bulls.

Zwei Jahre nach den beiden landete Chris Welp in Philadelphia. Für die 76ers legte der 2.13m große Center in 82 Spielen (11.9 Minuten) durchschnittlich 3.6 Punkte und 2.6 Rebounds auf. Nach drei Jahren war das NBA-Abenteuer für den Linkshänder aber wieder beendet. Zuvor tauschte er mit Uwe Blab aber noch die Trikots im Februar 1990 wurden beide gegenseitig getradet. Wesentlich kürzer war die Karriere von Frido Frey (mit Bild): Im Jahr 1947 brachte der 1.88m kleine Forward in 23 Spielen im Knicks-Jersey 3.8 Punkte pro Partie auf den Statistikbogen und gilt somit als der erste deutsche Profi in den USA.

Zurück in die Gegenwart. So versuchten sich lange nach ihm immer mal wieder talentierte Spieler aus Deutschland. Die hierzulande bekannten Elias Harris (2 Spiele), Tim Ohlbrecht (3), Tibor Pleiß (10) oder Paul Zipser (98) hatten ihre geschnürten Sneaker in der NBA-Tür, konnten sich aus verschiedensten Gründen aber nicht nachhaltig empfehlen.

Dass auch us-amerikanisch sozialisierte und mitunter etablierte NBA-Profis als deutsche Basketballer aufgelistet werden, ist teilweise absurd und schlichtweg deren Herkunft geschuldet. So finden sich dort beispielsweise Chris Kaman oder der in Landstuhl geborene Shawn Bradley. Aber auch ein Carlos Boozer hätte sich das DBB-Trikot überstreifen können. Der in Aschaffenburg geborene Power Forward zog es jedoch vor, 2008 olympisches Gold mit Team-USA zu gewinnen.

Gleiches gilt für John Brown – nur ohne Goldmedaille. Der 2.01m große Forward wurde in Frankfurt am Main geboren und debütierte 1973 in der NBA. In seinen sieben Jahren ließ er 7.4 Punkte und 4.4 Rebounds auf dem Hartholz – inklusive Berufung ins All-Rookie-First-Team und Playoff-Basketball mit den Atlanta Hawks.
Auch Donté Greene wurde in Deutschland (München) geboren, lief aber zusätzlich zu den 253 NBA-Spielen im Kings-Jersey nie für die DBB-Auswahl auf. Stattdessen wurde er mit der US-Auswahl im Jahr 2006 U18-Weltmeister.

Mittlerweile ist die deutsche Ansammlung junger wie guter Basketballtalente derart groß, dass der DBB wohl darauf verzichten kann, ausgiebige Ahnenforschung zu betreiben. So zeigt die aktuelle Spielzeit eindrucksvoll, dass deutsche Spieler den Weg in die NBA schaffen können. Ob direkt aus der BBL heraus oder via Collage in den USA. 

Die deutschen Basketballfans dürfen also gespannt sein, wer es noch in die NBA schafft – welche jungen Talente den Schritt wagen. Ist es eventuell Ariel Hukporti? Abwarten. Erst einmal erfreuen wir uns an den sieben inklusive des zurzeit groß aufspielenden Franz Wagner. Und wer weiß: Vielleicht sehen wir ja mal alle NBA-Legionäre im DBB-Dress. Das wär’s!

marcel

 

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