Von Schrempf zu Simmons: Der Basketball, die NBA und ich - eine Retrospektive.
Die NBA übernimmt dank Detlef
Ein SuperSonics-Sticker auf dem Schul-Rucksack, T-Shirts und
die ersten Mix-Tapes auf Videokassette – Detlef Schrempf war der Anfang, lange vor dem Internet für jedermann. Basketball
und vor allem die NBA wurden schnell zur ersten Liebe. Ein absolutes Highlight
fand im September 1997 in Berlin statt: Nike brachte NBA-Stars als Hoop Heroes
für ein Promotion-Spiel gegen eine nationale Auswahl in die
Max-Schmeling-Halle. Die Karten war gekauft, ein No-Brainer - sogar direkt hinter'm Korb. So sahen wir u.a.
Charles Barkley, Gary Payton, Scottie Pippen, Jason Kidd, Reggie Miller, Vin
Baker und Shareef-Abdur Rahim aus nächster Nähe (Spiel-Highlights auf youtube.com). Und Frank Buschmann, der sich ebenso den Neunzigern
hingab, wie ich (Foto). Aufseiten der Deutschen stach ein junger Würzburger
namens Dirk Nowitzki als Topscorer des Spiels heraus (Der Tagesspiegel rückblickend auf das Spiel).
Stilistisch angemessen: Frank Buschmann (r.) und ich am 15.09.1997 in der Max-Schmeling-Halle vor dem Spiel. |
Die späten Neunziger - Zeit für eine Entscheidung
Die NBA packte mich jetzt so richtig – das Spiel, die
Persönlichkeiten und Geschichten. Ende der Neunziger gab es neben den SuperSonics
weitere spannende Teams – die Draftjahrgänge 1995 und 1996 spülten frische und
äußerst interessante Talente in die Liga. In den folgenden Jahren fand ich die
Minnesota Timberwolves um Kevin Garnett und Stephon Marbury spannend – die
Energie von KG und das Game von Marbury waren neu.
Noch mehr fesselte mich aber eine andere #3: Allen Iverson. Der kleine Guard beeindruckte mich mit seinem furchtlosen Spiel und sorgte dafür, dass die 76ers den Zuschlag bekamen – sie wurden mein Team. Schon Jerry Stackhouse, der ein Jahr vor Iverson in die Liga kam, lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Team aus Philadelphia. Iverson verstärkte diese enorm und der Playoff-Einzug 1999 machten für mich den Deckel drauf. Im Jahr 2001 dann der vorläufige Höhepunkt – das Enfant terrible mit der HipHop-Attitüde, den Cornrows und Tattoos führte die Sixers quasi im Alleingang in die Finals: Ligaführende 31.1 Punkte und 2.5 Steals pro Spiel brachten ihm zudem den MVP-Titel in die heimische Vitrine. Ein Auftaktsieg und der legendäre Stepover (siehe hier auf youtube.com) gegen unschlagbare Shaq-Kobe-Lakers blieben hängen.
Es sollte die einzige Finalteilnahme bleiben. In den Jahren danach stießen u.a. Chris Webber und Andre Iguodala zum Team – die Sixers blieben spannend. Auch nach Iversons Abschied, denn der Neuaufbau mit Iggy und Rookie Thad Young sowie Neuzugang Elton Brand kam vielversprechend daher. Als noch Evan Turner und Jrue Holiday im Jahr darauf hinzukamen, sah die Zukunft rosig aus. Allerdings nur kurz. Wenig später wurde es dunkel in der Stadt der brüderlichen Liebe – Iggy wurde getradet und Neuzugang Andrew Bynum kam nie wirklich in Philly an. Im Jahr 2013 übernahm Sam Hinkie. Was folgte, ist als Process bekannt geworden – eine harte Probe für alle Sixers-Fans. Heute erntet die Traditionsfranchise die Früchte seiner bisweilen fragwürdigen Entscheidungen: Im Februar 2021, vor dem Allstar-Break grüßen die Sixers von Platz 1 im Osten – das gab es zuletzt in der Saison 2000/2001. Damals, als sie die Finals erreichten, Iverson MVP und Mutombo DPOY wurden.
Mittlerweile von Doc Rivers gecoacht, macht die Mannschaft von heute die dunklen Jahre der vielen, einkalkulierten Niederlagen während des Process vergessen. Das weckt Erwartungen – die Finals sind möglich, der Weg jedoch noch weit. Aber vielleicht wiederholt sich Basketballgeschichte, denn Joel Embiid spielt eine beeindruckende MVP-Saison und mein Favorite-Sixer Ben Simmons ist legitimer DPOY-Kandidat (MVP-Ladder, DPOY-Ladder).
Die NBA ist angekommen und nicht mehr wegzudenken
All dies lässt sich mittlerweile bequem verfolgen. Zwar
nicht mehr im frei-empfangbaren Fernsehen wie 1996 – mit dem NBA-LeaguePass oder
DAZN stehen aber erschwingliche Möglichkeiten zur Verfügung, unseren
Lieblingssport im Bewegtbild zu genießen. Auch youtube, Twitter, Facebook oder
Instagram bieten schier unbegrenzten Inhalt, und das kostenfrei. So ist die NBA
omnipräsent – das Produkt funktioniert und ist auf sämtlichen Kanälen exzellent
aufbereitet. Zudem bringen unzählige Angebote im deutschsprachigen Raum die
beste Liga der Welt auf die heimischen Endgeräte: Von professionell-journalistischen Medienerzeugnissen
bis hin zu selbstproduzierten Video-Brakedowns oder Podcasts von Fans und Nerds – die NBA beschäftigt
und begeistert einfach.
Mich seit nunmehr einem viertel Jahrhundert. Auch, weil
sich die Liga und vor allem deren Protagonisten immer wieder zu
gesellschaftlich-relevanten Fragestellungen positionieren: „Shut up and
dribble“ wird es in der NBA nicht geben und das ist gut so. Ob Superstars wie LeBron James, Coaches wie Gregg Popovich und Steve Kerr oder Rollenspieler wie JJ Redick: Sie alle haben eine Stimme und nutzen diese auch!
So ist die NBA jederzeit und immer wieder Thema – auf dem Freiplatz, in der Hallenumkleide oder am Mittagstisch in der Kantine.
Und Detlef Schrempf? Mein Held der ersten Stunden? Der engagiert sich mit seiner Kampagne „Erase the Hate“ (siehe hier auf detlef.com) gegen Rassismus, Polizeigewalt und Hass – zusammen mit anderen Größen des besten Sports der Welt. So muss das, Punkt!
Fakten: Detlef Schrempf auf basketball-reference.com, Allen Iverson auf basketball-reference.com
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