Family Affairs, Part II: Wie der Vater, so der Sohn?



(Update: 17.06.22)

Es mag schockieren aber NBA-Spieler fallen nicht vom Himmel. Sie werden auch nicht in geheimen Laboren gezüchtet. Auch wenn das der geneigte Fan beim Anblick so mancher Akteure glauben mag. Nein, auch die millionenschweren Athleten der Association sind Söhne wie viele andere auch. Sie und ihre Geschwister, von denen ebenfalls einige NBA-Profis geworden sind – siehe Part I: Unter Brüdern! – haben demnach Eltern, die ihren Sprösslingen wiederum einiges auf den Weg gaben. Neben zivilisatorischen Standards, guten Manieren und einer Prise Menschlichkeit bekam der ein oder andere auch die Liebe zum Basketball von seinen Eltern vererbt. Und das nicht selten von einem Vater, der selbst aktiv war. 

Von solchen Vater-Sohn-Konstellationen gab es in der Geschichte der NBA zahlreiche aber nur wenige sind uns Fans von heute wirklich noch präsent. Klar, die Curry-Brüder (Steph, Seth) und ihr Vater Dell (Bild oben),  der sich während seiner 16-jährigen Karriere – 10 Jahre davon als Hornisse – zu einem sehr guten Schützen von Downtown entwickelte (Karrierewert: 40.2%, Bestwert: 47.6%). Neben der Liebe zum Spiel selbst gab der Sixth-Man-of-the-Year von 1994 also offenbar auch das Shooting-Gen weiter. Dass auch Steph Currys Mitspieler Klay Thompson einen erfolgreichen Vater hat, ist eventuell schon weniger präsent. Mychal George Thompson spielte 13 Jahre in der Liga und gewann mit den L.A. Lakers zwei Meisterschaften (1987, 1988). Durch die mittlerweile vier Meisterschaften seines Sprösslings mit den Dubs sind die Thompsons Teil eines elitären NBA-Kreises: Denn bisher schafften es nur fünf Familien, einen Vater sowie einen Sohn am Esstisch zu versammeln, die jeweils als Spieler Meister wurden. 

Durch den Titel der Golden State Warriors 2022 hat die NBA-Familie nun dieses fünfte Vater-Sohn-Gespann: Die Paytons. Noch für viele präsent kam Gary Payton II während des aktuellen Titel-Runs der Dubs von der Bank und brachte  wichtige 6.5 Punkte und 1.6 Steals auf den Statistikbogen.
Weniger im Gedächtnis ist dagegen der Titel seines Vaters Gary Payton, seines Zeichen Premiumverteidiger in den Neunzigern, Sonics-Ikone und Hall-of-Famer. Der gewann im Jahr 2006 mit den Miami Heat als Back-Up seinen ersten und einzigen Titel. Damals steuerte er in 24.3 Minuten solide 5.8 Punkte, 1.6 Assists und einen Steal während der Playoffs bei.

Die ersten, denen dieses Kunststück gelang, spielten vor mehr als einem halben Jahrhundert Basketball. In der Stadt der brüderlichen Liebe geboren, feierte Matt Guokas – mit vollem Namen Matthew George Guokas Sr. – 1947 mit den Philadelphia Warriors den Titel in der BAA (Basketball Association of America). In ganzen 47 Spielen steuerte er 1.7 Punkte bei. Das war es dann auch mit dessen Karriere. Sein Sohn, Matthew George Guokas Jr. – ebenfalls kurz Matt – spielte 735 Partien in der NBA, kam auf einen Karriereschnitt von 5.8 Punkten sowie 3.0 Assists und gewann 1967 mit den 76ers die Meisterschaft. 

Die zweite meisterhafte Familie der NBA sind die Barrys. Bereits in Part I erwähnt war Vater Rick, mit vollem Namen Richard Francis Dennis Barry III, offenbar äußerst prägend für seine vier Söhne, von denen drei in der NBA spielten. Der Hall-of-Famer und zwölfmalige Allstar gewann 1975 mit den Golden State Warriors den Titel, wobei er zum Finals-MVP avancierte. Einen Ring mehr gewann sein Sohn Brent – beide mit den San Antonio Spurs. Das allerdings als Rollenspieler, sodass der Spross nicht an den Glanz des mehrfach prämierten Vaters herankam. Die anderen Barrys konnten sich keinen Ring erspielen. 

Auch die dritte Vater-Sohn-Paarung, bei denen beide einen Titel gewannen, hält einen Hall-of-Famer parat. Die Rede ist von William Theodore Walton III und Luke Theodore Walton – kurz Bill und Luke Walton (Bild unten). Dass dabei nicht der heutige Headcoach der Sacramento Kings gemeint ist, liegt auf der Hand. Denn als Spieler kam der zweifache Meister mit den L.A. Lakers nie über den Satus eines Rollenspielers hinaus. Ganz anders sein Vater. Der 2.11m große Center war eine Naturgewalt, gewann zwei Titel (Blazers: 1977; Celtics: 1986), wurde 1977 zum Liga- sowie Finals-MVP und insgesamt zweimal zum Allstar gewählt. Leider erlaubte ihm sein Körper effektiv nur zehn Spielzeiten in der NBA, sodass die Karriere von Bill Walton viel zu früh endete.

 
Im Gegensatz zu Bill Walton hatten Kobe Bryant, Kevin Garnett und Dirk Nowitzki lange Karrieren. Das führte zu besonderen Konstellationen: So spielten beispielsweise einst Melvin Booker sowie dessen Sohn Devin gegen Kobe und KG. Der Vater des Suns-Guards hatte dabei alles andere als eine ausgiebige NBA-Karriere: In 32 Spielen für vier Teams legte er Mitte der Neunziger ganze 5.2 Punkte im Schnitt auf. Devin befindet sich dagegen bereits im sechsten Jahr, bringt bisher durchschnittlich 23 Punkte auf den Statistikbogen, war dreimal Allstar und erreichte einmal die NBA-Finals – womit er klar der erfolgreichere im Hause Booker ist. 

Und Nowitzki? Der kam tatsächlich in den Genuss, mit beiden Generationen zusammen zu spielen – einst mit dem Vater und schließlich mit dessen Sohn. Die Rede ist von Tim Hardaway und dessen Junior. Ersterer war in den Neunzigern ein Premium-Guard, Mitglied der legendären Run-TMC und kam bei den Dallas Mavericks im Herbst seiner Karriere (2001/02) auf 54 Spiele als Backup von Steve Nash (ESPN-Video: "How the Warriors' Run TMC changed the NBA | SC Featured"). Tim Hardaway Jr. landete ca. 17 Jahre später via Trade im Team von Dirk Nowitzki und konnte ganze 19 Spiele an dessen Seite spielen, ehe der seine Karriere beendete.
Inwiefern hier der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, kann Nowitzki natürlich nicht beurteilen. Fakt ist, beide Hardaways wussten bzw. wissen, wo der Korb hängt, wobei der Vater wesentlich prägender für seine Teams war – in den 12 Jahren für die Warriors (6) und Heat (6) legte er durchschnittlich 18.6 Punkte sowie 8.6 Assists auf und wurde fünf mal ins Allstar-Team gewählt.
Sein Sohn ist in der Liga als reiner aber guter Scorer (Karrierewert: 13.9 Punkte) bekannt – mal als Starter, mal von der Bank kommend. Nicht mehr und nicht weniger. Geht es also um Basketball, konnte der Junior viel von seinem Vater lernen. Reden wir über Respekt und Anstand, dann müssen wir das mit Blick auf die homophoben Äußerungen von Tim Hardaway aber definitiv verneinen (ESPN: "Retired NBA star Hardaway says he hates 'gay people'"). 

Absurd wird es im Hause Trent. Garry Trent lief in neun Jahren für vier Teams als Forward bzw. Center auf. Dabei kam der 11. Pick von 1995 meist von der Bank. Sein Sohn Gary Trent Jr. kam 2018 in die Liga und spielt aktuell für die Toronto Raptors. Dort landete er aus Portland kommend via Trade (NBCsports: "An amazing fact about the Trail Blazers trading Gary Trent Jr. to the Raptors"). Ebenso, wie sein Vater vor 23 Jahren, der auch in seinem dritten Jahr die gleiche Flugverbindung nahm. Dass beide nach dem 41. Spiel ihrer jeweils dritten Saison getradet wurden, setzt der Absurdität dabei die Krone auf. 
Die Aufzählung ließe sich lange fortführen, da an die 90 Vater-Sohn-Gespanne NBA-Basketball spielten. Ob der legendäre Arvydas Sabonis und dessen talentierter Sohn, zweifache Allstar und Indiana Pacer Domantas Sabonis. Oder Point-Guard der 80er/90er und Meistercoach von 2008 Doc Rivers mit dessen Sohn Austin, der ebenfalls Point-Guard und zeitweise gecoacht vom Vater in dessen Team war. Interessant ist auch die Familie von Kevin Love, dessen Vater Stan Love Anfang der 70er für die Baltimore Bullets (2) und L.A. Lakers (2) durchschnittlich 6.7 Punkte erzielte. Sein Bruder und somit Kevin Loves Onkel Mike Love war ebenfalls bekannt – der tourte als Mitglied der Beach Boys um die Welt. 
 
Doch nicht nur die Väter so mancher NBA-Spieler gaben ihren Söhnen die Liebe zum Basketball weiter. So bekam der dreifache Meister und Goldmedaillengewinner von 2021 JaVale McGee das Talent seiner Mutter in die Wiege gelegt: Pamela McGee, ihrerseits ebenfalls Goldmedaillengewinnerin mit dem Team-USA (1984) und zudem Hall of Famerin. Dass Mutter und Sohn olympisches Gold nach Hause brachten, ist dabei ein Novum (ESPN: "Pamela and JaVale McGee become the first mother-son gold-medal duo in Olympics history"). Ebenso wie die Tatsache, dass auch JaVales Schwester Imani Profibasketball spielte (WNBA, 2016-19) und somit beide Kinder in dem Sport Karriere machten. 
 
Ob nun über Generationen hinweg oder mit den Geschwistern zusammen – die NBA bot vielen Familien eine Bühne. Familien, die den Basketball lebten, weitergaben und auf das Hartholz brachten. Dass sich die NBA selbst gern als eine große Familie darstellt, kommt also nicht von ungefähr. Man kennt sich
und das über Generationen hinweg. Und aufgrund des kompakten Daseins der Liga, der geringen Fluktuation nach außen und des Kultivierens alter Heroen wird sich das auch fortsetzen. Was mit Blick auf die Familien-Konstellationen in der Liga zudem auffällt: In jeder Basketballfamilie nimmt nur ein wirklicher Star Platz beim Thanksgiving, wenn überhaupt. 
Denn dass mehrere Familienmitglieder in die Hall-of-Fame einzogen, Meisterschaften gewannen oder Allstar-Nominierungen sammelten, ist eher eine Ausnahme. 
 
So wohl auch bei der letzten zu erwähnenden Vater-Sohn-Paarung (Bild oben)
wobei diese noch in den Sternen steht. Denn abhängig von einer möglichen Regeländerung bzgl. der Frage, ob wieder Highschool-Spieler in die Liga können, sehen wir vermutlich 2023 – spätestens aber 2024 – LeBron Raymone "Bronny" James Jr. in der NBA. Sollte dessen Über-Vater bis dahin noch aktiv sein, sehen wir das erste Vater-Sohn-Gespann, das gleichzeitig in der NBA spielt. Etwas, dass sich der zukünftige Hall-of-Famer vorgenommen hat: "That's definitely one of my goals, but that's a long-term goal. My son right now is in high school and enjoying what being a teenager is all about. But that would be pretty cool to go on my resume." (Mark Medina auf Twitter).

 marcel

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