Rebuild, da war doch was (Pt. II: Was ging da schief?)
(Der Text erschien vorab hier: nbachef - Rebuild, da war doch was [...])
Einen Rebuild einzuläuten und konsequent zu verfolgen, erfordert viel Mut und Geduld von den Verantwortlichen – das hatten wir bereits in Part I geklärt.
Doch damit allein ist es natürlich nicht getan. Neben nachhaltigem
Management, klugem Scouting, umsichtigen Coaching und Spielern, die sich
mit dem eingeschlagenen Weg identifizieren können, braucht es natürlich
auch Glück.
Vor
allem in der Draft-Night: An welcher Stelle darf die Franchise ziehen?
Ist der Wunschspieler dann noch verfügbar? Stellt der sich als der
Spieler heraus, den der Scouting-Report versprochen hat? Bleibt er
gesund und entwickelt er sich wie erhofft? Fragen, die mit Blick auf die
Beispiele Anthony Bennett, Greg Oden, Andrew Wiggins (Nr. 1 Picks) oder
auch Giannis Antetokounmpo (15. Pick), Kawhi Leonard (15. Pick) und
Nikola Jokic (41. Pick) äußerst unterschiedlich beantwortet werden
können.
Das
Draften eines Talentes bleibt demnach mit vielen Fragezeichen verbunden
und ist eines von vielen Puzzleteilen beim Rebuild. Garantien gibt es
selten. Das ist umso problematischer, da der klassische Rebuild eben
über das Entwickeln junger Talente funktioniert. Dass Franchises auf
unpassende Spieler gesetzt haben, ist bekannt. Dass gedraftete Rookies
nie so richtig in der Liga ankamen, auch. Dass ein Rebuild scheitert,
kann aber selten nur darauf reduziert werden. Was noch schief laufen
kann, illustrieren die Entwicklungen der folgenden Fünf Sorgenkinder:
New York Knicks
Die
Traditions-Franchise ist mit einem Mix aus jungen Spielern, soliden
Veteranen und ihrem Allstar aka MIP-Kandidat Julius Randle auf dem
besten Weg in die Playoffs 2021. Den letzten Postseason-Basketball sah
der Madison Square Garden im Jahr 2013. Lang ist es her. Tatsächlich
sind die Knicks im neuen Jahrtausend chronisch erfolglos – seit 2000
verzeichnen sie lediglich fünf Playoff-Teilnahmen. Nur wie kommt es,
dass die wertvollste Franchise (Forbes: $4.6 Milliarden) im größten
Markt der USA keinen nachhaltigen Erfolg generieren konnte? Eine
Franchise, die eigentlich nur mit dem Finger schnipsen müsste, und
Free-Agents stünden Schlange. Und die andererseits durch die vielen
Lottery-Jahre unzählige Jungprofis hätte entwickeln können.
„Knicks
gonna knick“ – das kommt nicht von ungefähr. Ein Blick zurück: Die
Jahrtausendwende markierte auch im Big Apple einen Wendepunkt. Zwei
Jahre nach den verlorenen Finals, ein Jahr nach dem Aus in den
Conference-Finals, wagten die Verantwortlichen um den neuen Besitzer
James Dolan den Umbruch. Der heute 65-jährige Boss übernahm die Knicks
in der Zeit und leitet seitdem die Geschicke der Franchise, um es
wohlwollend zu formulieren. Zu Beginn sah es nach klassischem Rebuild
aus: Der alternde Star-Center Patrick Ewing ging für Rollenspieler,
Talent und Picks nach Seattle. Mit Latrell Sprewell, Allan Houston und
Marcus Camby als Stützen erreichten die Knicks noch 2001 die Playoffs.
Danach wurde es dünn, denn mit Ausnahmen von 2004, 2011, 2012 und 2013
verpassten die Knickerbockers bis heute regelmäßig die Postseason.
Drei
Symptome sind dabei auszumachen. Erstens, wilde Trades: Im wohl
fragwürdigsten Trade der jüngeren NBA-Geschichte sicherten sich die
Knicks 2011 ihren Hometown-Hero Carmelo Anthony, für den sie eine halbe
Mannschaft (Wilson Chandler, Danilo Gallinari, Raymond Felton und
Timofey Mozgov) plus multiple First- und Secondrounder nach Denver
schickten – wenige Monate vor Anthonys Vertragsende. Zudem versuchten
die Knicks immer wieder, Stars zu ertraden und gaben dafür regelmäßig
ihre Rookies und Jungprofis sowie Draftpicks ab. Nicht selten landeten
die desillusionierten Spieler über Umwege dann wieder im Knicks-Roster.
Ein kontinuierlicher Plan war selten zu erkennen.
Zweitens,
oft wechselnde Übungsleiter und Manager: Unter James Dolen gaben sich
14 Trainer die Ehre. Dazu kamen zahlreiche Entscheider, die im
operativen Geschäft wenig glücklich agierten und auch gern mal auf den
Trainerstuhl versetzt wurden (Isiah Thomas).
Drittens,
unglückliche Draft-Entscheidungen: Ob Renaldo Balkman und Mardy Collins
(20. und 29. Pick 2006, noch verfügbar: u.a. Rajon Rondo, Kyle Lowry),
Jordan Hill (7. Pick 2009, noch verfügbar: u.a. DeMar DeRozan, Jrue
Holiday), Cleanthony Early (34. Pick 2014, noch verfügbar: u.a. Spencer
Dinwiddie, Jerami Grant, Nikola Jokic) oder Frank Ntilikina (8. Pick
2017, noch verfügbar: u.a. Donovan Mitchell, Bam Adabayo) – die Rookies
der Knicks stellten sich selten als nachhaltige Verstärkungen heraus.
Natürlich lässt sich das oft erst rückblickend beurteilen. Allerdings
waren die Talente ohnehin selten Teil der langfristigen Kaderplanung,
denn oftmals wurden sie zeitnah getradet – ebenso, wie zukünftige
Draftpicks. Denn auch das fällt auf: Die Knicks konnten selten junge
Talente wählen, da die Möglichkeiten dazu in etwaigen Star-Trades
veräußert wurden.
All
das war offensichtlich und konnte von der aufmerksamen
Basketball-Öffentlichkeit verfolgt werden. Hinter der Fassade der
Premium-Franchise schien dabei Vieles auf einen Mann zurück zu fallen:
James Dolan. Der egozentrische Besitzer gilt als äußerst
beratungsresistent, mischt regelmäßig im Alltagsgeschäft mit und scheut
sich nicht, auch die treuesten Promi-Fans zu vergraulen – so, wie Spike
Lee, Michael Rapaport oder Ethan Hawke. Auch Ex-Knick Charles Oakley
bekam die unangenehme Seite Dolans zu spüren, als er aus dem Garden
verbannt wurde. Vorfälle, die wenig mit Basketball, jedoch viel mit der
Atmosphäre in der Franchise zu tun haben. So
wundert es nicht, dass hochkarätige Free-Agents einen Bogen um die
Knicks machen, wenn ähnlich lukrative Angebote woanders auf dem Tisch
liegen – wie zuletzt Kevin Durant und Kyrie Irving. Der einzige
veritable Star, der via Free-Agency im Big Apple landete, war wohl
Amar’e Stoudemire, der 2010 für fünf Jahre und $99.7 Millionen
unterschrieb.
Abschließend
bleibt festzuhalten, dass es die Knicks bzw. James Dolan nicht
verstanden haben, wie eine Franchise wieder aufgebaut werden kann – ihm
fehlt dazu die Geduld sowie das notwendige Know-How. Und sogar David
Stern ließ sich mit Blick auf die Knicks einst zu folgender Aussage
hinreißen: „Nicht eben ein gutes Beispiel für intelligentes Management.“
Glücklicherweise bestätigt jede Regel eine Ausnahme, wie die aktuelle
Saison zeigt.
Minnesota Timberwolves
Im
kalten Norden verläuft die aktuelle Saison alles andere als
zufriedenstellend. Verletzungen, Sperren und Covid-19 sorgen dafür, dass
die Timberwolves erneut die Postseason verpassen werden. Ein bekanntes
Gefühl: Mit Ausnahme von 2018 sind es ganze 15 Jahre, die Minnesota kein
Playoff-Basketball zu sehen bekam. Im Jahr 2004 verloren die Wölfe um
Superstar und MVP Kevin Garnett die Western-Conference-Finals gegen die
Shaq-Kobe-Lakers (2-4). In den folgenden Spielzeiten blieb der Erfolg
leider aus. Auch,
weil es das Management nicht schaffte, Garnett gute Mitspieler zur
Seite zu stellen. Ein Problem, das überwiegend kleinere Märkte betrifft:
Gute Free-Agents kommen selten, und schon gar nicht in den kalten
Norden, wenngleich die Lebensqualität in der Twin City hoch ist.
Damals waren alternde Stars wie Sam Cassell und Latrell Sprewell bzw.
solide Starter wie Wally Szczerbiak oder Trenton Hassell bereits das
Beste, was Garnett neben sich wusste.
Im
Sommer 2007 folgte das Unvermeidliche: Der Star wollte weg. Somit stand
der Rebuild in der Tür und für den zukünftigen Hall of Famer erhielten
die Timberwolves Al Jefferson, Ryan Gomes, Gerald Green, Theo Ratliff
und Sebastian Telfair sowie zwei Firstrounder aus Boston. Dort stellte
Danny Ainge mit Garnett, Paul Pierce und Ray Allen den Meisterkader 2008
zusammen. In Minneapolis blieben Siege dagegen Mangelware, obwohl es
zwischenzeitlich mit Kevin McHale an der Seitenlinie bergauf zu gehen
schien – Verletzungen von Jefferson und Corey Brewer bremsten die
Entwicklung jedoch aus.
Weitere
Personalwechsel brachten nicht den erhofften Erfolg. Es sei denn,
weniger Siege und hohe Draftpicks können als solcher bezeichnet werden.
In den folgenden Jahren zogen die Timberwolves u.a. O.J. Mayo (3. Pick
2008), der Kevin Love via Trade nach Minnesota brachte. Oder auch Ricky
Rubio (5. Pick 2009), Wesley Johnson (4. Pick 2010) und Derrick Williams
(2. Pick 2011). Der Spanier stieß erst 2011 zum Team und sollte
zusammen mit Williams und Love die Playoff-Träume wahr werden lassen.
Die platzten nach der Verletzung des Point-Guards – da half auch die
Allstar-Saison von Love nicht. Mr. Double-Double (19.2 Punkte, 12.2
Rebounds in sechs Jahren) verletzte sich in der darauffolgenden Saison
und konnte nur 18 Spiele bestreiten.
Ein
erneuter Reset stand im Sommer 2014 an, als Love nach Cleveland
getradet wurde. Für ihn erhielten die Wolves Andrew Wiggins, Anthony
Bennett und Thad Young - ein vielversprechender Gegenwert. Zudem
verlängerten sie mit Rubio langfristig. Der verletzte sich jedoch
erneut, wie auch Center Nikola Pekovic – am Ende standen lediglich 16
Siege auf der Habenseite, aber auch die Erkenntnis, dass man in Wiggins
und Zach LaVine vielversprechende Jungprofis im Kader hatte. Den Kern
konnten die Timberwolves mit Karl-Anthony Towns prominent ergänzen, da
sie 2015 erstmalig die Lottery gewannen und an erster Stelle draften
konnten. Der Rookie of the Year wurde zum neuen Eckpfeiler eines jungen
Teams, das sofort mehr Siege (29) einspielte.
Die
Verantwortlichen drückten, vom anfänglichen Erfolg berauscht, aufs Gas
und präsentierten 2016 Tom Thibodeau als neuen Head Coach.
Bekanntermaßen ist der Defensiv-Guru ein Freund von gestandenen Profis
und holte im Sommer 2017 seine Ex-Schützlinge Jimmy Butler und Taj
Gibson sowie Jamal Crawford und Jeff Teague nach Minnesota. Dafür gaben
die Wolves neben Rubio auch die Jungprofis LaVine, Kris Dunn sowie die
Draftrechte an Lauri Markkanen ab. Ein Schritt, der kurzfristigen Erfolg
garantierte: Das Target Center bekam tatsächlich Playoff-Basketball zu
sehen, wenn auch nur eine Runde lang (1-4 gegen Houston).
Nachhaltigkeit? Fehlanzeige.
Atmosphärische
Störungen sorgten dafür, dass Butler kurzerhand weiterzog – der Guard
landete via Trade in Philadelphia. Die im Gegenzug erhaltenen Robert
Covington, Dario Šarić und Jerryd Bayless fingen den Abgang nicht auf.
Zudem stagnierte die Entwicklung von Wiggins, der schließlich für
Towns-Buddy D’Angelo Russell nach Golden State geschickt wurde.
Dass
die Timberwolves 2020 erneut an erster Stelle draften konnten, mildert
etwas das voreilige Butler-Fiasko. Mit Anthony Edwards begrüßten die
Wolves einen legitimen Hoffnungsbringer. Denn zusammen mit Towns,
Russell, Malik Beasley, Jarett Culver (6. Pick 2019) sowie Rückkehrer
Rubio können sie eine talentierte Mannschaft auf’s Hartholz schicken.
Wären da nicht die Verletzungen – ein Fluch, der die Timberwolves immer
wieder ausbremst. So haben Towns, Russell, Beasley und Edwards lediglich
vier Spiele in der laufenden Saison gemeinsam bestritten. Das kann nur
besser werden – und dann ist eine Postseason garantiert. Oder?
Sacramento Kings
Im
Jahr 2006 standen die Kings letztmalig in den Playoffs. Noch mit Mike
Bibby, Peja Stojakovic und Shareef Abdur-Rahim im Kader schieden sie
als Achtplatzierte in der ersten Runde gegen San Antonio aus. Seitdem
sahen die Fans in Sacramento nie mehr als 39 Siege pro Saison. Dabei
wurden die Playoffs meist deutlich verpasst. Das führte aber auch zu
zahlreichen Möglichkeiten, früh zu draften, und im Gegensatz zu den
Knicks behielten die Kings überwiegend ihre Draftpicks.
Seit
2007 konnten sie zwölf mal unter den Top 10 ziehen, fünfmal gar in den
Top 5. Von all den Spielern, die früh gezogen wurden, konnten jedoch nur
zwei uneingeschränkt überzeugen: DeMarcus Cousins (5. Pick 2010) und
De’Aaron Fox (5. Pick 2017). Letzterer ist mittlerweile zum
Franchise-Player gereift und zählt heute zu den besseren Guards der
Liga. Cousins dagegen kämpft nach schweren Verletzungen um den Verbleib
in der Liga – aktuell mit einem Minimalvertrag bis Saisonende bei den
Clippers.
Der
Center war nach seiner Ankunft in der Liga absoluter Leistungsträger in
Kaliforniens Hauptstadt: 21.1 Punkte, 10.8 Rebounds sowie 1.4 Steals
und 1.2 Blocks pro Spiel in sieben Kings-Jahren. Unter dem Strich sprang
jedoch keine Playoff-Teilnahme heraus. Dennoch verlängerte das
Management 2014 mit dem streitbaren Star um vier weitere Jahre (65,6
Millionen $). Auch in der Hoffnung, mit ihm und Young-Gun Ben McLemore
neu angreifen zu können, nachdem man den einstigen Hoffnungsträger und
Rookie of the Year (2010) Tyreke Evans nach New Orleans schickte. Trotz
veritabler Ergänzungen in den folgenden Jahren, wie beispielsweise Rajon
Rondo oder Rudy Gay, sowie einiger Trainerwechsel, blieb der Erfolg
aus.
Entnervt
von dessen Dasein als launische Diva entschied sich Kings-GM Vlade
Divac im Februar 2017, Cousins abzugeben – es folgte einer der
merkwürdigsten Trades der letzten Jahre: Die Kings schickten ihren
Franchise-Player, mehrfachen All-Star sowie All-NBA-Secondteamer für
Buddy Hield, Ex-King Evans und Langston Galloway sowie geschützte Picks
nach New Orleans. Divac dazu: „It was time for a change.” Und für den
Kings-Besitzer Vivek Ranadive offenbar auch ein No-Brainer-Deal, da er
in Buddy Hield uneingeschränktes Steph-Curry-Potenzial sah.
Hier
stellt sich natürlich die Kompetenzfrage. Denn grundsätzlich sind so
manche Entscheidungen als neutraler Beobachter schwer nachzuvollziehen –
beispielsweise während der Draft-Nächte, wenn ein Willie Cauley-Stein
(6. Pick 2015) trotz Cousins und Kosta Koufos im Kader vor Devin Booker
gezogen wird.
Mit
dem zweiten Pick 2018 den talentierten Marvin Bagley III zu ziehen, ist
durchaus nachvollziehbar – allerdings nicht, wenn noch Luka Doncic,
Trae Young, Jaren Jackson Jr. oder Shai Gilgeous-Alexander verfügbar
waren. Aber auch schon vor Ranadive und Divac wurde beispielsweise ein
Damian Lillard oder Harrison Barnes liegen gelassen, um Thomas Robinson
an fünfter Stelle zu ziehen (2012). Auch hier sei erwähnt, dass niemand
die Entwicklung von Rookies vorhersehen kann.
Schwierig
wird es nur, wenn die Verantwortlichen nicht bereit sind, jungen Profis
die notwendige Zeit und das Vertrauen zu schenken. Der junge Kern um
Fox, Hield, Bagley III, Cauley-Stein sowie den Big Men Skal Labissiere,
Harry Giles und dem hochtalentierten Flügelspieler Bogdan Bogdanovic
wirkte dann doch äußerst vielversprechend.
Sich
lieber einen teuren Veteran in Harrison Barnes zu ertraden, um später
zwischen Hield und Bogdanovic bzgl. der Vertragsverlängerung entscheiden
zu müssen, war allerdings wenig nachhaltig. Vor allem, wenn der
Besitzer knauserig ist. Franchise-Player Fox wurde angemessen, Hield
moderat verlängert – und Bogdanovic spielt mittlerweile in Atlanta. Es
war die Chance, ein Team wachsen zu lassen und punktuell durch
Free-Agents zu verstärken. Vielleicht dann ja im Sommer 2021, nachdem
die Playoffs erneut verpasst wurden.
Detroit Pistons
Dem
Titel 2004 folgte zu Beginn der darauffolgenden Saison das „Malice at
the Palace“ – ein schlechtes Omen? Vorerst nicht. Denn bis
einschließlich 2008 spielten die Pistons regelmäßig in den
Conference-Finals, 2005 sogar erneut in den NBA Finals (3-4 gegen die
Spurs). Ab 2006 aber brach der erfolgreiche Kern um Rip Hamilton,
Tayshaun Prince, Chauncey Billups und Ben Wallace allmählich
auseinander. Letzter verließ das Team als erster – der Defensiv-Anker
unterzeichnete einen lukrativeren Vertrag in Chicago.
Zwei
Jahre später wurde Billups zusammen mit Antonio McDyess nach Denver
getradet. Für ihn zog Abo-Allstar Allen Iverson in die Motor City,
konnte die in ihn gesetzten Erwartungen jedoch nie erfüllen. Das Team
harmonierte nicht, was dem neuen Trainer Michael Curry und dessen
Entscheidungen angelastet wurde. Hinzu kamen Verletzungen, am Ende
standen nur 39 Siege auf dem Tableau. Dennoch erreichten die Pistons
2009 erneut die Playoffs, schieden aber in Runde eins aus. Nach der
Saison bekamen die Fans Ben Wallace zurück. Zudem unterschrieben Ben
Gordon und Charlie Villanueva als Free-Agents. Playoffs gab es aber
nicht im Palace of Auburn Hills zu sehen.
Dies
sollte sich auch in der Saison darauf nicht ändern – trotz Tracy
McGrady, der als Free Agent den Weg nach Detroit fand. Obendrauf gab es
Greg Monroe (7. Pick 2010) via Draft. Der Erfolg blieb weiterhin aus.
Auch, weil etablierte Spieler – u.a. Prince, Hamilton und McGrady – auf
Konfrontationskurs mit Coach John Kuester gingen. Dies endete mit einem
Spielerprotest, vom Großteil des Kaders, für ein Spiel. Die Stimmung war
mies, Siege blieben rar. Erwartungsgemäß verpasste das Team die
Playoffs und Kuester musste gehen.
In
den folgenden Spielzeiten waren die Pistons zu gut für das Tabellenende
und nicht gut genug für die Postseason. Offenbar fehlte der Mut, einen
echten Rebuild einzuläuten. Also more of he same. Die daraus
resultierenden Draftplatzierungen nutzten sie, indem sie Brandon Knight
(8. Pick 2011), Andre Drummond (9. Pick 2012), Khris Middleton (39. Pick
2012), Kentavious Caldwell-Pope (8. Pick 2013), Stanley Johnson (8.
Pick 2015; noch verfügbar: u.a. Devin Booker) oder Luke Kennard (12.
Pick 2017) ins Team holten. Nachhaltigen, jedoch nicht
Franchise-verändernden Charakter, hatte lediglich die Vepflichtung von
Drummond, der heute nach Trade- und Buyout-Entscheidungen bei den LA
Lakers um den Titel mitspielt.
Zwischenzeitlich
war der Center jedoch die zentrale Figur im Kader der Pistons. Zusammen
mit Reggie Jackson, der 2015 via Trade aus Oklahoma City kam, und
Tobias Harris, 2016 aus Orlando kommend, erreichte das Team von Stan Van
Gundy die Playoffs – die Cavs machten in Runde 1 jedoch kurzen Prozess
(0-4). Zur neuen Saison verließ das Team den Palace of Auburn Hills –
seine in die Jahre gekommene Spielstätte weit außerhalb der Stadt - und
zog in die Little Caesers Arena um, eine moderne Multifunktionshalle im
Herzen von Detroit.
Im
Januar 2018 konnten die Pistons den Besuchern der neuen Halle einen
Star präsentieren: Blake Griffin. Für den Forward schickten sie Harris,
Avery Bradley und Boban Marjanovic nach Los Angeles. Ein Wagnis, da
Griffin nicht nur einen großen Namen, sondern einen noch größeren
Vertrag mit nach Detroit brachte: $171 Millionen für fünf Jahre. Bis
2022 würde der in den Büchern stehen.
Mit
diesem Trade verbauten sich die Verantwortlichen sämtliche
Möglichkeiten, den Kader punktuell zu verbessern. Zwar erreichten die
Pistons noch einmal die Playoffs, nachhaltiger Rebuild geht aber anders.
Mittlerweile wurde der verletzungsanfällige wie ineffiziente Griffin
aus seinem Vertrag gekauft und spielt nun in Brooklyn um einen Titel.
Zuvor wurde Drummond für nahezu nichts (bei allem Respekt für John
Henson und Brandon Knight) nach Cleveland getradet – auch, weil der
Center das Angebot einer Vertragsverlängerung ablehnte und auf mehr
hoffte. Wie bereits erwähnt, läuft er nun in Lila-Gold auf, während die
Pistons vom Ende der Tabelle grüßen.
Orlando Magic
In
lila-gelb gewann Dwight Howard seinen bisher einzigen Ring. Der Center
war es auch, der die Magic letztmalig in die Finals führte (2009; 1-4
gegen die Lakers). Im Jahr darauf erreichte das Team von Stan Van Gundy
die Conference-Finals (2-4 gegen Boston). Anschließend gab es noch zwei
weitere Jahre Playoff-Basketball in Disney-World, allerdings war jeweils
in Runde 1 Schluss. Nach dem Erstrundenaus gegen die Pacers wurde der
Rebuild eingeläutet.
Neben
dem Headcoach verließ auch Howard das Team – der Star landete er im
Rahmen eines Vier-Team-Trades in Los Angeles. Orlando begrüßte neben
einigen Picks noch Arron Afflalo und Al Harrington: Spieler, die den
Abgang des bis dato fünffachen Allstars, fünfmaligen
All-NBA-First-Teamers, dreifachen Defense-Player of the Year keineswegs
auffangen konnten. Das Team avancierte gar zum schlechtesten der Liga
mit nur 20 Siegen. So konnten die Magic im Draft früh ziehen und
sicherten sich mit Victor Oladipo (2. Pick 2013) den anvisierten neuen
Franchise-Player. Mit ihm sprangen jedoch nur drei Siege mehr heraus –
die Magic blieben schlecht, wodurch sich im Sommer darauf erneut die
Möglichkeit ergab, früh zu draften.
Diesmal
zogen sie ihren "Forward der Zukunft", Aaron Gordon (4. Pick 2014).
Zudem landete via Draft-Night-Trade Elfrid Payton in Orlando, sodass ein
junger Kern zusammengestellt wurde. Flankiert von guten NBA-Startern
wie Nikola Vucevic, Afflalo, Jameer Nelson und Tobias Harris erhofften
sich die Verantwortlichen, ein Playoff-taugliches Team beisammen zu
haben. Allerdings waren 35 Siege das Maximum. Daran änderten auch die
Verpflichtungen von Veteranen wie Ben Gordon oder Channing Frye nichts.
Was
dann 2016 in GM Rob Hennigan vorging, bleibt bis heute ein Rätsel. Erst
schickte er Tobias Harris, dessen Vertag im Sommer zuvor langfristig
verlängert wurde, für Ersan Ilyasova und Brandon Jennings nach Detroit,
obwohl mit Payton, Shabazz Napier und CJ Watson bereits drei Point
Guards im Kader standen. Schräger ist noch der Trade eines
Secondrounders (2020) für Joe Harris sowie einen geschützten 2017er
Secondrounder, nur um Harris anschließend zu entlassen – heute einer der
besten Shooter der Liga. Den Vogel schossen die Magic schließlich ab,
als sie Oladipo, Ilyasova und den frisch gedrafteten Domantas Sabonis
für Serge Ibaka nach Oklahoma City schickten. Kein Pick, kein weiteres
Talent... stattdessen reichten sie Ibaka im Laufe der Saison nach
Toronto weiter – für ihn kam Terrence Ross nach Zentral-Florida.
Wenig
überraschend verpassten die Magic in den folgenden zwei Spielzeiten die
Playoffs, konnten jedoch erneut früh in der Talentziehung aktiv werden.
So kamen Jonathan Isaac (6. Pick 2017) und Mo Bamba (6. Pick 2018) nach
Orlando. Mit Steve Clifford an der Seitenlinie und Nikola Vucevic als
erstem Allstar im Magic-Dress seit 2012 erreichte das Team erstmals nach
sieben Jahren die Postseason (Runde 1, 1-4 gegen Toronto). Der "Erfolg"
wiederholte sich 2020 (Runde 1, 1-4 gegen Milwaukee), täuschte jedoch
nicht über die Schieflage im Kader hinweg: Die Veteranen – namentlich
Gordon, Vucevic und Fournier – waren am Ende ihrer Entwicklung und
schienen die des jungen Kerns um Isaac, Bamba und Markelle Fultz zu
bremsen.
In
der aktuellen Saison kamen zudem langwierige Verletzungen (Isaac,
Fultz) hinzu, sodass die Postseason in weite Ferne gerückt ist. Ein
Fakt, der in Orlando zu der Erkenntnis führte, abermals den Reset-Knopf
zu drücken. So gingen Vucevic, Fournier und Gordon zur Trading-Deadline
2021 – im Gegenzug erhielten die Magic mehrere Firstrounder, einen
auslaufenden Vertrag (Otto Porter Jr.), Veteranen (Garry Harris) und ein
junges Talent (RJ Hampton, 24. Pick 2020). Wenn das nach Rebuild
klingt, dann weil es mal wieder einer ist.
Abschließend
muss festgehalten werden, dass als bisher gescheitert wahrgenommene
Rebuilds natürlich auch eine Frage der Perspektive sind. Fakt ist: Die
hier aufgeführten Teams sind offenbar nicht dort, wo sie sein wollen.
Die Gründe dafür sind so vielfältig, wie die Versuche der Knicks, Stars
in den Garden zu locken.
Ob
ein schräger, sozial inkompetenter Besitzer, fachlich fragwürdige
GM-Entscheidungen, oder einfach nur andauerndes Verletzungspech – nie
sind die Spieler allein verantwortlich für die Entwicklung einer
Franchise. Vielmehr sind sie Spielbälle im Optimierungswahn so mancher
Entscheider, denen Geduld und Kompetenz abgehen.
Spannend
bleibt zudem die Entwicklung zweier weiterer Ex-Contender, die den
Rebuild erst eingeläutet haben und deshalb weder in Part I noch in Part
II gepasst haben: Die Post-LeBron-Cavs sowie die Post-Harden-Rockets.
Hier käme eine Bewertung natürlich noch viel zu früh. Vielleicht dann
etwas für einen dritten Teil? Naaaah, genug vom Rebuild-Thema. Die NBA
Playoffs stehen vor der Tür.
marcel (redaktionell überarbeitet von seb dumitru)
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