S. Curry – der andere
Ganz anders sein jüngerer Bruder Seth. Der 30jährige fliegt oft unter dem Radar und erhält nicht annähernd die Aufmerksamkeit, die seinem zwei Jahre älteren Bruder zuteil wird. Und das ist auch nachvollziehbar. Denn auf der einen Seite stehen 23.7 Punkte sowie 6.6 Assists pro Spiel für die Dubs bei 43 Millionen US-Dollar Jahresgehalt, auf der anderen 10.2 und 1.8 für sieben verschiedene NBA-Teams und derzeitigen 8.5 Millionen US-Dollar – Karrierewerte und Zahlen, die einerseits Franchiseplayer und MVP, andererseits Rollenspieler und Journeyman zeigen.
Philadelphia - the place to shoot
Letzterer startete ziemlich holprig in die Liga - ungedraftet prägten G-League-Anstellungen und 10-Day-Contracts seine erste Zeit. Im Jahr 2019 unterzeichnete er in Dallas seinen ersten Vierjahresvertrag. Mittlerweile ist er nach einem Trade zwischen den Mavericks und 76ers in Philadelphia angekommen. Das neue Sixers-Führungsduo um Doc Rivers und Daryl Morey hatte ein klares Ziel vor der Saison: Shooting addieren. Denn neben dem Duo Embiid und Simmons – also einem der dominantesten Center der Liga und einem außergewöhnlichen Spielmacher – brauchte es Spieler, die Gefahr von außen ausstrahlen. Zumal man mit dem Australier denjenigen Spieler in seinen Reihen weiß, der ligaweit die meisten erfolgreichen Dreipunktwürfe vorbereitet.
Womit wir wieder bei dem Mann mit der Nummer 31 sind. Erstmals in seiner
Karriere ist der in Charlotte (North Carolina) geborene Shooting-Guard
ausgewiesener und unumstrittener Starter eines Contenders. Zwar startete
der ehemalige Blue Devil bereits in Dallas die Hälfte aller Spiele (67 von 134),
allerdings scheint seine Rolle in dieser Saison eine andere Gewichtung zu
haben. Und dieses Vertrauen seines Schwiegervaters zahlt er in besonderer Weise
zurück. Seine solide Statline kratzt am persönlichen Karrierebestwert (12.8 Punkte/2.7
Assists): In durchschnittlich 27.4 Minuten legt er gute 12.7 Punkte sowie 2.6 Assists
pro Spiel auf. Bemerkenswert sind vielmehr seine Quoten dabei: 50.3% FG, 50.7%
3Pt, 100% FT. Werte, die so mancher Spieler mit einem feinen Händchen in einem Spiel
auflegen kann – durchaus. Seth Curry gelingt dieses Kunststück bisher über 18
Spiele hinweg – bockstark. Wenngleich man letzteren Wert etwas relativieren
muss. So geht er nur 1.7 mal pro Spiel an die Freiwurflinie, was
auf der anderen Seite wiederum einen Karrierehöchstwert bedeutet. Alles in allem spielt der Sohn von Dell Curry somit eine Saison für die Ewigkeit – zumindest
statistisch betrachtet. Denn das gab es noch nicht.
Zahlenspielerei
Der 50-40-90-Club ist mit seinen acht Mitgliedern ein elitärer Kreis – der 50-50-100-Club muss erst noch gegründet werden. Von Seth Curry? Vielleicht. Es ist aber anzunehmen, dass der 1.88m große Guard diese Quoten bis Saisonende nicht halten kann. Fakt ist – es gibt wichtigeres. Zum einen die Gesundheit: So hat Curry, der im Januar an Covid-19 erkrankte, nach eigenen Aussagen noch immer mit den Folgen der Krankheit zu tun und kämpft sich von Tag zu Tag zurück zu alter Stärke. Zum anderen gibt es das eine übergeordnete Ziel in Philadelphia: Die Meisterschaft. Und gänzlich unrealistisch scheint dieses Ziel nach einem gespielten Viertel der Saison nicht zu sein. Wichtig ist dabei also, dass er mit seinem Shooting den 76ers derart hilft, wie sie es sich in der Stadt der brüderlichen Liebe erhofft haben. Die 50.7% von Downtown sind zumindest schonmal Ligabestwert, sodass der derzeit beste Dreierschütze der NBA in Philadelphia spielt.
Soviel Aufmerksamkeit muss sein. Denn die hat sich Seth Adham Curry verdient. Und sollte er tatsächlich eine 50-50-100-Saison spielen, dann ist die Curry-Familie um eine weitere „Attraktion“ reicher. Und wenn nicht – eine Mitgliedschaft im 50-40-90-Club wäre auch nicht schlecht. Er wäre dann der zweite Curry. Was’ne Familie.
Fakten: Seth Curry auf basketball-reference.com, Steph Curry auf basketball-reference.com, Dell Curry auf basketball-reference.com
Seth Curry zu Covid-19: The Philadelphia Inquirer (09.02.2021)
Titelfoto: © AP Photo/Steve Dykes I Artikelfoto: © Instagram/Seth Curry
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