Call me...Kevin Pritchard: Die Offseason der Pacers.


Keiner in der deutschen NBA-Twitter-Blase kennt die Indiana Pacers so gut wie Philipp Servatius. Demnach gibt es keinen besseren als ihn, deren Offseason-Pläne als "Kevin Pritchard" zusammenzutragen. 

Nach einer enttäuschenden Saison sind die Anforderungen, die das Management an mich stellt, hoch. Kompetitiv werden! Und das möglichst schnell! Nach einer verletzungsanfälligen Saison (so hat Myles Turner noch kein Spiel mit dem neuen Kern absolvieren können) und den wenigsten Siegen seit 1984/1985 eine Herkulesaufgabe. Zumal viele Bestandteile des Kaders kaum gemeinsame NBA-Minuten gesehen haben. Eine Rückkehr in die Playoffs sollte damit zunächst außen vor stehen. Wir wollen in der kommenden Saison eine athletische Truppe aufs Feld bringen und gelegentlich auf Small Ball setzten. Schnelle und wendige Fünfer für solche Lineups gilt es zu evaluieren (Jackson? Brissett? Smith?) oder am offensiven Ende mit Myles Turner Five Out zu spielen und defensiv dann einen Rimprotector auf dem Feld zu haben.

Stabilität an der Seitenlinie!

Auch wenn Rick Carlisle kein klassischer Rebuild Coach ist, haben wir uns für Stabilität entschieden. Nach drei Trainern in drei Jahren wollen wir auf dieser Planstelle keine Unruhe. Zudem passt unsere Spielidee mit viel Tempo und einer Spacing-Offense gut zu Coach C.

Das Grundgerüst

Vertraglich gebunden sind TJ McConnell, Tyrese Haliburton, Malcolm Brogdon, Chris Duarte, Buddy Hield, Myles Turner, Goga Bitadze und Isaiah Jackson. Die Verträge von Duane Washington und Terry Taylor werden ab Mitte Juli garantiert. Handlungsbedarf sehen wir hier keinen. Ähnlich wie Oshea Brissett, dessen Team-Option gezogen werden soll, geht es bei diesen Spielern um weitere Evaluation im nun vollständigen Teamkonstrukt.
Speziell wird es bei der Verlängerung von Jalen Smith. Eine Team-Option wurde nicht gezogen, sodass man den Rookie-Scale-Contract zwar verlängern kann, aber nur zu der Höhe der ursprünglichen Option. Zur Verfügung ständen also nur $4,67 Millionen. Ein Angebot, dass wohl von einigen Rebuild-Teams (bspw. Detroit) überboten werden könnte.

Die Draft-Strategie

Der erste Kern steht damit zumindest in der Theorie. Allerdings müssen auch mögliche Trades einbezogen werden. Parallel dazu gilt es eine Draft-Strategie zu entwickeln. Der Druck, mit der ersten Top10-Wahl seit Paul George einen Volltreffer zu landen, ist hoch.

Möglicherweise würden wir deshalb gerne hochtraden. Die Chancen dafür sehen wir allerdings nur in Fall, dass die Kings final in den Win-Now-Modus schalten und sich von deren vierter Wahl in der Draft verabschieden wollen. Alle weiteren Teams befinden sich ebenfalls in einem harten Rebuild. Ein Deal deren Picks wird davon abhängen, welches Talent von den Teams präferiert wird.
Für einen möglichen Deal mit den Kings müsste man sich wohl von Malcolm Brogdon verabschieden. Wirklich interessante Filler könnten die Kings allerdings nicht aufbringen. Sollte ein Deal Brogdon gegen den 4. Pick straight-up möglich sein, halten wir uns diese Option offen. Wir gehen allerdings nicht von einem solchen Deal aus.

So bleibt es also beim 6. Pick. Als Targets der Draft stehen Jaden Ivey, Bennedict Mathurin, AJ Griffin und Keegan Murray ganz oben auf unserer Liste. Mit diesen Spielern könnten die Shooting-Probleme (Mathurin und Murray) oder das Playmaking-Problem (Ivey und eventuell auch Murray) adressiert werden. Außenseiterchancen könnte sich auch Shaedon Sharp ausrechnen. Allerdings fehlen hier die Impressionen, um den jungen Wildcat ohne NCAA-Erfahrung zu evaluieren. Wir müssen hier die Worksouts abwarten. Fan-Favorit und auch von unserer Seite erklärtes Ziel ist dabei Lokalmatador Jaden Ivey.

Realistischerweise gehen wir davon aus, dass an Nummer 6 Keegan Murray landen wird. Gerade aufgrund seines Playmakings gepaart mit der Länge (und dem damit verbunden defensiven Potenzial) wird er sehr interessant sein. Es gilt ihn vor allem auch als großen Flügelspieler zu evaluieren und ein Pairing mit Myles Turner zu bewerten.

Weitere mögliche Spieler, die wir für die Picks 31 und 58 in Betracht ziehen (alphabetisch): Hugo Besson, Chrstian Braun, Alex Fudge, Jonny Juzang, Trevor Keels, EJ Liddell Andrew Nemhard, Yannick Nzosa, Matteo Spagnolo, Payton Watson.

UPDATE:

Die Draft hat unsere Planungen etwas durcheinandergeworfen. Mit Mathurin und Nemhard haben wir aber immerhin zwei unserer Favoriten bekommen. Mit Kendall Brown zudem einen Steal in der zweiten Runde.

Tradeszenarien:

Generell sind wir offen, gerade die Veteranen (Hield, Turner, McConnell und Brogdon) zu verschiffen. Da wir Shooting neben Haliburton sehr schätzen und auch von seinen Leistungen zum Ende der Saison recht angetan waren, würden wir Hield vorerst halten. Auch eine Evaluation von Turner (bei allen Begehrlichkeiten, die er sicherlich weckt) neben Jackson halten wir für notwendig. Somit ist auch er nicht ganz weit oben auf unserem Trading-Block. Bleiben von den Veteranen vor allem Brogdon und McConnell, die wir im Sommer ins Schaufenster stellen. Zusätzlich können wir uns schweren Herzens auch einen Abschied von Goga Bitadze vorstellen. Zwar deutete er immer wieder Talent an, wird allerdings nur schwer in die zukünftige Ausrichtung passen.

Malcolm Brogdon scheint das Interesse mehrerer Teams auf sich gezogen zu haben, darunter etwa die Clippers, Kings, Knicks und Wizards. Wir werden ihn daher primär im Sommer shoppen. Als Gegenwert sehen wir Gehälter im Wert von mindestens 18 Millionen Dollar nach Indiana kommen. Vonseiten der Wizards wären beispielsweise Kentavious Caldwell-Pope und Rui Hachimura sowie ein Future 2nd als Paket möglich. Die Knickerbockers könnten Derrick Rose, Immanuel Quickley und Quentin Grimes in einen Deal werfen. Ein Clippers-Deal drängt sich nicht unbedingt auf – möglicherweise könnten hier aber Luke Kennard (der ja aktuell angeboten wird) und der auslaufende Deal von Ivica Zubac oder Reggie Jackson geboten werden.

Mit dem Ziel, zumindest zeitweise einen jüngeren Playmaker zur Seite zu stellen, ist es eigentlich nur eine Frage, welcher Deal am Ende tatsächlich auf dem Tisch liegt.

Mögliche Gerüchte um Deals für Collin Sexton (für wen eigentlich?!) oder DeAndre Ayton (gegen ein Paket Hield/Brogdon und Turner) wollen wir nicht kommentieren…

Ein Bitadze-Deal drängt sich auch nicht zwangsläufig auf, sodass wir maximal einen Tausch gegen ein anderes Talent eingehen würden. Sign-and-Trades mit Rubio und Warren sind zwar denkbar, allerdings gehen wir von keinem hohen Gegenwert aus und werden beide in der Free-Agency ziehen lassen.

Im Kader stehen damit vor der Free-Agency: Malcolm Brogdon, TJ McConnell, Tyrese Haliburton, 2nd-Round Pick Andrew Nemhard, Chris Duarte, Buddy Hield, Rookie Benedict Mathurin, Duane Washington Jr., Kendall Brown (wahrscheinlich auf einem Two-Way-Vertrag), Oshea Brissett, Terry Taylor, Myles Turner, Isaiah Jackson und Goga Bitadze. Zwei Rosterspots bleiben damit noch ungenutzt.

Free-Agency (Maximaler Capspace liegt bei etwa $26 Millonen ohne Trade)

Wir würden uns hier auf Playmaking, Shooting und Länge fokussieren. Da kein Spieler sämtliche Attribute vereint, müssen wir hier Kompromisse eingehen. Wir werden unser Glück gerade nach einem möglichen Brogdon Deal bei Jalen Brunson versuchen. Er funktionierte bereits neben Luka Doncic als sekundärer Ballhändler bzw. Ballhandler der zweiten Unit und könnte eine ähnliche Rolle bei uns übernehmen. Wir sind allerdings nicht bereit, All-In zu gehen. Andere Teams nach der Postseason-Performance vielleicht schon.

Unser zweiter Blick fällt daher auf Tyus Jones, den wir mit einem Jahresgehalt von $14 Millionen locken wollen. Außerdem steht Gary Payton II hoch im Kurs. Als Kettenhund und Teilzeitstarter könnten wir ihn uns sehr gut vorstellen, gehen allerdings davon aus, dass er zur MLE bei einem Contender landen wird.

Als Forward der größer spielt, als dass es seine Körpergröße vermuten lässt, finden wir zudem Bruce Brown sehr interessant. Obwohl er körperlich eher einem Guard ähnelt, kann er als Roll-Man eingesetzt werden und findet die einfachen Shortroll Pässe. Passt für uns optimal in Rick Carlisle Spielidee. Wir werden ihm einen Dreijahresvertrag zu je $12 Millionen (TO im letzten Jahr) anbieten. Alternativ würden wir uns für junge, lange Flügel entscheiden. Einige mögliche Kandidaten: Kessler Edwards, Amir Coffey, Jarrett Culver, Danuel House Jr. oder Jalen Hoard. Auch ein Comeback von TJ Warren wäre für uns denkbar. Als Wunschlösung würden wir hier auch gerne wieder Jalen Smith im Team sehen.

Denkbar wäre ebenso ein Szenario, in dem man den kompletten Capspace auf einen Free Agent wirft. Hier wäre Miles Bridges wohl das Objekt der Begierde. Nach einem Brogdon Deal wäre hier abhängig vom Incoming-Salary sogar ein Max-Deal möglich.

Möglicher Kader:

Ballhandler: Tyrese Haliburton, Derrick Rose, TJ McConnell, Andrew Nemhard

Flügel: Chris Duarte, Buddy Hield, Immanuel Quickley, Quintin Grimes, Duane Washington Jr.,

Forwards: Miles Bridges, Benedict Mathurin, Oshea Brissett, Terry Taylor, Kendall Brown (Two-Way)

Bigs: Myles Turner, Isaiah Jackson, Goga Bitadze

Unser Team wird in Zukunft mehr auf Tempo ausgelegt werden. Der Fokus sollte auf mehr Schnelligkeit und Spacing liegen. Es gilt allerdings primär darum, die passenden Puzzleteile zu Tyrese Haliburton zu finden und Cap-Flexibilität zu bewahren. Die Veteranen im Kader (allen voran Buddy und Rose) halten wir allesamt für sehr tradebar. Die Möglichkeit, schnell ins Tanking umzuschalten, halten wir uns damit durchaus offen.

Wir halten es daher auch für denkbar, uns Capspace für die kommenden Spielzeiten offenzuhalten. Dann würde man die erste Saison in der Haliburton-Era zur Bestandsaufnahme nutzen. In der nächsten Saison könnten ein weiterer hoher Draft-Pick und neue Erkenntnisse über den Kader dann einen Angriff auf die Playoffs möglich machen.

 Philipp Servatius

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