James Harden off the court
Allerdings entspricht es schon seinem
Selbstverständnis, immer zu den besten gehören zu wollen. Und das in allen
Bereichen – auch abseits des Basketballfeldes. So sagte er 2019 im Zuge einer Spendenaktion nach
Hurricane Harvey: „Every day I wake up, I think about being legendary. Being
the best basketball player I can be on the court. But on the flipside of that,
I think, ‘How can I can impact the world?’ Ultimately, I want to be a legend
off the court as well, in the community.“
Der Shooting-Guard spendete
damals mehr als $240.000, um zerstörte Basketballplätze wieder aufzubauen.
Houstons Bürgermeister Sylvester Turner ergänzte dazu an anderer Stelle, dass der Basketballstar
schon zuvor mehr als eine Million Dollar für die Stadt spendete, wobei Harden
selbst anklopfte und Hilfe anbot. Hier zeigt sich sein Verständnis von
Privilegien, von Herkunft und Verantwortung.
Gemeinsam mit seiner Mutter Monja Willis
gründete er auch deshalb die Stiftung 3 The Harden Way, um Jugendliche in
Houston zu unterstützen. Dass er zudem Charity-Events in der Stadt organisierte, sich sozial engagierte
und in die lokalen Fußball-Teams Houston Dynamo und Houston Dash investierte,
spricht für seine Verbundenheit mit der Community. Ob er sich auch in
Philadelphia ähnlich präsentiert, bleibt abzuwarten. Schließlich lebte Harden
ganze neun Jahren in Houston – das verbindet.
Unabhängig
davon scheint es dem gläubigen Christ wichtig zu sein, zurückzugeben. Zumal er mehr
als genug hat. Allein durch seine NBA-Verträge wechselten ca. $228 Millionen Dollar
auf das Konto des heute 32-Jährigen. Hinzu kommen u.a. ca. $200 Millionen, die er von adidas für ein 13-jähriges Engagement inklusive eigener Linie erhält.
Summen, die fern vieler Realitäten sind. So auch von der des jungen
James Edward Harden Jr., der als jüngstes von drei Kindern 1989 in Los Angeles zur
Welt kam. Zusammen mit seinem Halbbruder Akili Roberson und seiner Schwester
Arnique Jelks wuchs er überwiegend ohne Vater auf –
der war bei den Navy Seals und später immer mal wieder wegen Drogendelikten im
Gefängnis. Während seiner Highschoolzeit verzichtete der junge James gar auf das „Jr.“
in seinem Namen und auch noch heute spielt James Harden Sr. im Leben des Bärtigen kaum
eine Rolle.
Umso enger ist die Verbundenheit mit seiner Mutter, denn in
Abwesenheit des Vaters war die um so wichtiger. „I was the mom and
the dad“ beschrieb sie rückblickend ihre Rolle und betonte,
dass der Sport aus Gründen schon damals wichtig war: „This was
actually to keep my kids active and out of trouble. Being from L.A., and it’s probably just being
from anywhere, you have to keep your kids under your wing.“
Obwohl
sie selbst kein großer Sport-Fan war, ermöglichte sie ihren Kindern alles: Akili
spielte Football, Arnique widmete sich dem Cheerleading und James begann mit
Baseball – trotz seines Asthmas, worunter er seit seiner frühen Kindheit leidet und weshalb der Inhalator sein stetiger Begleiter ist.
Nach einem Wachstumsschub wechselte er als Fünftklässler zum orangenen Leder. Sein
Bruder erinnert sich an die Zeit und meinte: „He carried around a
basketball as if it was his job. I was like, ‘Dude, do you know how many people play in the NBA?“
Dabei war
für James Harden schon früh klar, wohin ihn seine Liebe zum Basketball führen
sollte. So überreichte er als Neuntklässler seiner Mutter einen Zettel mit
seinem Autogramm und meinte: „P.S. Keep this paper. Imma be a star.“
An der Artesia High School war er es sofort (Youtube-Highlights)
und brachte zwei Staatsmeisterschaften nach Lakewood, Los Angeles.
Das
Autogramm? Er sollte Recht behalten und kaufte seiner Mutter viele Jahre später schließlich ein Haus in
Houston – nur 20 Minuten von seinem entfernt, damit sie ihm weiterhin nahe sein kann. Vor allem, seitdem sie im Ruhestand ist (2009). Grundsätzlich möchte er
zurückgeben – vor allem ihr.
Erst im Januar 2022 hob er auf die Frage hin,
wer ihn inspiriert habe, seine Mutter hervor: „She‘s a leader, that's my mom. She created me, and the things that
she instilled into my mind on how to approach life, how to try to be life or
stay ahead of life as much as you can and is one of the reasons where I am
today. Strong, single mother, two to three jobs to make sure we have food on
the table, just things like that where you don't take it for granted and you
try to do everything to make life easier for her.”
Es ist also
davon auszugehen, dass er ihr auch in Philadelphia eine Unterkunft kauft, damit
sie ihn weiterhin spielen sehen kann – so war sie laut eigener Aussage bei
bisher 90% seiner Spiele. Was Mama-Harden zu seinem inoffiziellen Titel als „NBA’s
strip club king“ sagt, ist allerdings nicht bekannt.
Fakt ist: Der Bart scheint bei
der Familienplanung weniger Ehrgeiz zu zeigen als bei so manchem
Wechselwunsch. Mehr Mut legt er dagegen bei seiner Kleiderwahl an den Tag. Regelmäßig
präsentiert er sich modisch gewagt und meinte selbst dazu: „I’m just
very, very strange in the sense that I can wear anything and be confident. Most of the people in the rooms that
I walk in, they’re like, ‘What the hell is he wearing?’ But inside I’m normal,
feeling like I’m wearing something everyone else has on.“
So oder so: James Harden bringt neuen Schwung in das Team der Sixers. Und wohl auch in die Stadt der brüderlichen Liebe, deren Fans er kürzlich hervorhob: „These fans are the best fans in the NBA. I think a lot of teams say that, a lot of organizations say that, a lot of fan bases say that. But, like, ride or die — probably the best fans in the NBA, and I’m just happy they’re on my side.“
Eine Einstellung, die auch ihm nahe ist. Alles oder nichts. Ganz oder gar nicht. Philadelphia und der Bärtige? Das könnte passen. Nicht zur auf dem Court.
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