Five Hundred or Less: Jerry Stackhouse (499 Wörter)

„Der nächste Jordan“? Das waren schon einige. Jerry Stackhouse war aus mehreren Gründen tatsächlich nah dran – nur hatten diese rückblickend betrachtet weniger mit seinen Karrierewerten, seinem Status in der Liga oder individuellen Auszeichnungen zu tun. Vielmehr resultierten die Vergleiche aus Dingen wie Größe, Position und Werdegang: Auch Stackhouse kam als 1.98m großer Shooting-Guard und ehemaliger Tar Heel an dritter Stelle des Drafts in die Liga. Das war 1995. Und direkt nach ihm wurde Rasheed Wallace gezogen – ebenfalls aus North Carolina. Genauso wie 1984 mit Sam Perkins ein Bigman der UNC nach Jordan gewählt wurde. Doch das führt zu weit. Fakt ist: Jerry Stackhouse war athletisch, spektakulär und wusste zu scoren. In seinem zweiten und letzten College-Jahr legte der 1974 in Kinston (North Carolina) geborene Guard 19.2 Punkte und 8.2 Rebounds bei sehr guten Quoten (51.7% FG, davon 41.1% Dreier) pro Spiel auf. Garniert von individuellen Ehrungen führte er sein Team in das Final-Four. 

Dass er bereits nach zwei Jahren das College verließ, hatte einen ernsten Hintergrund: Seine Mutter Minnie erkrankte an Brustkrebs. Um die Familie finanziell unterstützen zu können, meldete er sich zur Draft an. Ein Schritt, der für ihn selbstverständlich war. Für andere da sein, sich gegenseitig zu unterstützen – das sind Werte, die der junge Jerry Darnell früh kennenlernte. Als jüngstes von elf Kindern blieb es nicht aus, sich in ein großes Ganzes einzufügen. Umso mehr, da seine Mutter Pastorin war, weshalb Stack laut eigener Aussage mehr Zeit in der Kirche verbrachte als ihm wohl lieb war. Seinen Abschluss in African American Studies holte er 1999 schließlich nach und seine Mutter lebt noch heute. Im Gegensatz zu seinem Vater George – der ehemalige Trucker verstarb 2020 im Alter von 90 Jahren.

Aufgewachsen in einer Kleinstadt in North Carolina wird aus Stackhouse später ein vielversprechender Führungsspieler – er ging voran und schaffte es, seine Teams zu tragen. Zu Beginn noch als äußerst produktiver Co-Star vom ein Jahr später gedrafteten Allen Iverson blühte er nach dem Trade zu den Pistons merklich auf. In Detroit erlebte er seine statistisch besten Jahre, legte in der Saison 2000/01 sogar 29.8 Punkte pro Spiel auf. Die folgenden Stationen waren mitunter geprägt von Verletzungen. Spielte er die erste Saison als Wizard noch stark auf, verpasste er die zweite größtenteils. Im Mavericks-Jersey wurde er schließlich zum Premium-Rollenspieler und gab dem Team um Dirk Nowitzki wichtiges Scoring von der Bank – auch in den NBA-Finals 2006, in denen er wegen eines Flagrant-Fouls für ein Spiel suspendiert wurde. Das Ergebnis ist bekannt.

Ein Jahr zuvor begann der zweimalige All-Star s.g. Pressure-Stockings zu tragen, um seine anhaltenden Verletzungssorgen in den Griff zu bekommen, womit er der Vorreiter für alle nachfolgenden Funktionskleidung tragenden Akteure war.

Nach beeindruckenden 18 NBA-Jahren war dann Schluss. Bevor er auf die Trainerbank wechselte machte der Vater zweier Kinder noch einen Abstecher ins Fernsehen als Analyst. Heute ist Stackhouse Headcoach der Vanderbilt Commodores.

Der neue Jordan wurde er nicht. Immerhin war er aber dessen einziger Mitspieler, der in einer Saison mehr Punkte im Schnitt erzielte als der GOAT selbst.

  marcel

 

Fakten: Jerry Stackhouse bei basketball-reference.com

 

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