Dan Burke: Mit geballter Erfahrung zum ersten Sieg als "Headcoach".
Die Philadelphia 76ers machten mit einem Sieg in Brooklyn (110:102) den Deckel auf das Jahr 2021. Klar, es war lediglich ein schnöder Regular-Season-Sieg. Dennoch war die Freude groß. Zumal auch diesmal so mancher Name im Spielberichtsbogen fehlte – etwas, das zurzeit zum Ligaalltag gehört, wie die Liberty Bell zu Philadelphia. Aufseiten der Sixers traf es vor allem das Trainerteam. Neben dem bereits seit längerem aussetzenden Dave Joerger standen auch Headcoach Doc Rivers sowie Sam Cassell nicht zur Verfügung – beide befinden sich im „NBA's health and safety protocol“.
So war es an Dan Burke, das Team auf die Nets vorzubereiten und von der Seitenlinie aus zu unterstützen. Eine Situation, die der 62-jährige Assistant-Coach noch nicht oft erlebte. Genau genommen zweimal. Damals vertrat er Pacers-Headcoach Nate McMillan – beide Spiele gingen verloren. Nun also sein erster Sieg in Verantwortung. Und die Stimmung in der Sixers-Kabine nach dem Spiel sprach für sich.
Wer ist der Mann, der seit
letzter Saison zum Coaching-Staff von Doc Rivers gehört? Die Antwort ist
recht einfach: Er ist pure Basketballerfahrung. Denn mittlerweile blickt Burke auf
über 30 Jahre zurück, in denen er Teil der NBA-Coaching-Familie ist. Angefangen
hat der in Kalifornien geborene Übungsleiter 1989 bei den Portland Trailblazers
– damals noch als „Head Video Coordinator“ unter Rick Adelman und P.J.
Carlesimo. Die Blazers erreichten in der Zeit zweimal die NBA-Finals. Zudem
lernte er dort Rick Carlisle kennen, mit dem er 1997 schließlich gemeinsam nach
Indiana ging.
In den folgenden 23 Jahren war Burke Teil der Pacers und erreichte
während dessen sechsmal die Conference-Finals sowie einmal die NBA-Finals – er war
eine Konstante unter wechselnden Headcoaches. Insgesamt sechs Verantwortliche
vertrauten dem Defensivspezialisten: Larry Bird, Isiah Thomas, Rick Carlisle, Jim
O'Brien, Frank Vogel und Nate McMillan. In der Zeit arbeitete sich Burke bis
zum vorderen Ende der Trainerbank heran – inklusive der oben erwähnten Vertretungen von
Headcoach McMillan.
Burkes Steckenpferd ist die
Verteidigung, was vor allem unter Frank Vogel zum Tragen kam, als er gut
funktionierende Defensivstrategien entwickelte. Rick Carlisle beschrieb Burke
vor kurzem als einen Coach, „who has been on both the adaptive and inventive
sides“ am defensiven Ende des Feldes.
Bei all der Defensivstärke bleibt
natürlich die Frage nach der Offensive. Doch auch hier scheint Burke versiert
zu sein – zumindest aber unterschätzt. Im Spiel gegen die Nets bekamen die Sixers offensiv
einfach mehr Freiheiten als sonst, da er ihnen vertraute, wie Burke im Anschluss angab:
„Just trying to give these guys freedom.“ So gab er weniger Vorgaben und konzentrierte sich auf die
Verteidigung, was bei dem Gegner angebracht schien.
Grundsätzlich sei Dan Burke entspannt
und etwas old-school, wie Carlisle berichtet. Konkret beschreibt ihn der
heutige Pacers-Coach so:
„He’s just truly authentic as a person. I think players really appreciate that he is himself, that he’s always going to tell them the truth, but he’s always going to do what’s respectful and on-point and relevant to whatever the specific situation is.”
Im Jahr 2019 sagte er noch im Fernsehen, dass er die Sixers hasse. Nun gewann er mit ihnen sein erstes Spiel als „Headcoach“. Für Carlisle ist es nur eine Frage der Zeit, bis aus den Vertretungseinsätzen eine langfristige Anstellung als Head Coach einer NBA-Franchise wird. Ich persönlich würde mich freuen, wenn Daryl Morey und Elton Brand den Mut hätten, Burke die Verantwortung für das Team zu übertragen. Doch erst einmal wird der sympathische Übungsleiter in den kommenden drei Spielen (Rockets, Magic, Spurs) weiterhin Doc Rivers vertreten. Und wer weiß: Vielleicht muss Dan Burke noch weitere Wasserduschen erdulden. Den Sixers-Fans dürfte es freuen.
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