Allstar-Games? Viel Wirbel um noch mehr Aufmerksamkeit.

Das Allstar-Game 2022 rückt näher. Am 20. Februar ist es soweit: Dann sollen in Cleveland die 24 vermeintlich besten NBA-Spieler auflaufen und den Fans Basketball vom feinsten präsentieren. Nicht mehr lang. Wer schafft es ins Team? Wer werden die beiden Mannschaftskapitäne? Und wen wählen sie in ihre Teams? Das Schauspiel wirft seine Schatten voraus, denn in den sozialen Medien werden die Zwischenstände der Stimmenverteilung mitunter heiß diskutiert. Wer verdient warum eine Teilnahme oder wieso hat jemand so viele Stimmen? Fragen, die eigentlich nicht gestellt werden müssen. Denn am 20. Februar betreten nicht die „besten“ Spieler das Hartholz, sondern die „beliebtesten“.

So sollten sich Fans von dem Gedanken verabschieden, die Stimmen hätten etwas mit den bisher gezeigten Leistungen zu tun. Absolut nicht. Dabei reicht ein einfacher Blick auf den Zwischenstand – allein die mit zahlreichen Stimmen ausgestatteten Namen Kyrie Irving, Klay Thompson, Derrick Rose, Carmelo Anthony, Russell Westbrook, Anthony Davis oder LaMarcus Aldridge werfen Fragen auf. Entweder, weil sie weit hinter ihren Erwartungen blieben oder schlichtweg kaum gespielt haben. Andere Namen fehlen dagegen – mir persönlich Dejounte Murray, Jaren Jackson Jr. oder auch Jrue Holiday. 

Sogenannte Snubs gehören aber einfach dazu. Davon kann Rudy Gobert wohl einen Chanson singen. Aber auch Devin Booker, Bradley Beal oder einst Dirk Nowitzki schienen klare Allstars zu sein. Nur das Voting gab es nicht her. Fakt ist: Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen. Auch Diskussionen bringen wenig, denn Fakten – also in dem Fall Statistiken und gezeigte Leistungen – spielen einfach keine Rolle, sodass die Argumentationsgrundlage fehlt.

So bleibt nur, die Allstar-Stimmen und -nominierungen anzunehmen. Ich selbst tue das schon seit langem nur noch mit einem Achselzucken, denn das Schauspiel lockt mich schon viele Jahre nicht mehr hinter dem Ofen vor. Das Allstar-Game von 2005 war tatsächlich das letzte, das ich mir live anschaute – damals noch im klassischen Format „East vs. West“ (125:115; Spiel in voller Länge auf youtube.com), tendenziell sogar mit Verteidigung und Allen Iverson als MVP des Spiels (15 Punkte, 10 Assists, 5 Steals). 

Die Spiele der jüngeren Vergangenheit sind zu reinen Show-Games geworden, bei denen sich niemand verletzen oder verausgaben möchte, was angesichts des Spielplans, der Belastung und besonders zu Zeiten der Pandemie sehr verständlich ist. So wurden bereits im letzten Jahr Stimmen laut, die Veranstaltung abzusagen. Unter anderem sagte LeBron James dazu: „I have zero energy and zero excitement about an All-Star Game this year. I don't even understand why we're having an All-Star Game, but it's the agreement.Natürlich fand es statt und war wie gewohnt ein defensiv-befreites Spektakel (170:150).
Sicherlich hatten auch die damaligen Allstar-Games überwiegend Show-Charakter. Allerdings schien die Motivation noch eine andere gewesen zu sein: Lange vor den überall abrufbaren Highlight-Clips eines jeden Spielers und den Zusammenfassungen von jedem einzelnen Spiel war das weltweit ausgestrahlte Allstar-Game die Chance, sich und seine Fähigkeiten zu zeigen – und verlieren war auch uncool. Ohne Verteidigung und mit einer enorm hohen Pace kommen dann eben auch die Mondergebnisse der jüngeren Vergangenheit zustande: Ob das 196:173 von 2016, das 192:182 ein Jahr später oder das im neuen Modus durchgeführte 178:164 von 2019
– es hagelt Punkte.

Trotz all dem hat das Allstar-Game natürlich auch seine Berechtigung: Es verspricht ungezwungenen Spaß, Prominente neben und Spielfreude auf dem Feld mit nahezu allen Stars, die diese Liga zu bieten hat. Einen langjährigen Basketballfan, der die NBA regelmäßig verfolgt, beeindruckt das eher wenig. Vielmehr geht es um den allgemein sportinteressierten Mitmenschen, der möglicherweise Gefallen am Basketball und der NBA findet. Denn der SuperBowl ist zum Zeitpunkt des Allstar-Wochenendes Geschichte und so mancher verläuft sich dann auf der Suche nach dem nächsten Event zum orangenen Leder. Warum nicht. Der Sport hat es verdient – und auch, sich mal selbst zu feiern!

marcel


 

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