Five Hundred or Less: JJ Redick (499 Wörter)

Die heutige NBA ist geprägt von alleskönnenden Einhörnern, überragenden 3-and-D-Flügelspielern und Stepback-beherrschenden Scoringmaschinen. Doch es gibt auch noch Liebe für die Spezialisten des Sports. Meist sind sie in der zweiten oder dritten Reihe zu finden – aber es gibt sie. Einer davon war Jonathan Clay Redick, besser bekannt als JJ Redick.

An 11. Stelle von den Magic gedraftet kam der ehemalige Duke Blue Devil im Jahr 2006 in die Liga. Der 1.91m große Shooting-Guard erarbeitete sich über die Jahre den Ruf eines elitären Distanzschützen und gehört in dieser Kategorie tatsächlich zu den besseren der Association. So steht bei ihm ein Karrierewert von 41.5% Dreierquote – Platz 16 in der ewigen Rangliste. Den Höchstwert erreichte er in der Saison 15/16: Damals traf er im Clippers-Dress ligaführende 48% seiner Dreier. Insgesamt verwandelte er beeindruckende 1.950 Dreier (Platz 15 All-Time, Regular Season). Nach insgesamt sechs Stationen in 15 NBA-Jahren, in denen er nur zweimal die Playoffs verpasste, trat er nun im September 2021 etwas überraschend zurück – natürlich via YouTube-Clip verkündet.
Passender hätte er es nicht tun können – so zeigt sich sein Faible für die mediale Aufbereitung und Inszenierung seiner eigenen Person schon während der Karriere. Beispielsweise ließ er seinen FreeAgency-Sommer 2017 filmisch begleiten. Herausgekommen ist ein kurzer Einblick in das Leben eines NBA-Profis, der eine neue Franchise finden muss.

Nicht erst dort zeigt sich, dass JJ Redick ein etwas anderer Profi zu sein scheint: Reflektiert und eloquent kommt der Sohn zweier Hippies daher. In Virginia zusammen mit vier Geschwistern auf einer Farm aufgewachsen und anfangs zuhause beschult worden, übernahm er das Denken seiner Eltern, wonach alle Menschen die gleichen Rechte haben. Dies bekam während seiner Highschool-Zeit in Roanoke erste Risse, als afroamerikanische Mitspieler angefeindet wurden. Rassismus und Unrecht beschäftigen ihn noch immer: Im Interview mit der Journalistin Taylor Rooks reflektiert er sein Weiß-Sein, verurteilt Polizeigewalt und spricht über die Erziehung seiner Kinder.


Medial ist JJ Redick mittlerweile also ebenso ein Profi wie er es am orangenen Leder war. Neuerdings als ESPN-Analyst angestellt bietet er schon seit einiger Zeit im eigenen Podcast „The Old Man and the Three“ zusammen mit zahlreichen Sport-Persönlichkeiten u.a. interessante Einblicke in die Welt der NBA.

Das Format so zu nennen hat Charme und zeugt von einer gewissen Lockerheit und Selbstironie des heute 37-jährigen Scharfschützen a.D. – die gingen dem jungen JJ Redick damals eher noch ab. Unter Michael Krzyzewski aka Choach K war der extrem ehrgeizige Guard äußerst erfolgreich und stellte mehrere College-Rekorde auf. Dieser Erfolg gepaart mit seinem selbstbewussten Auftreten konnte Redick für Außenstehende arrogant wirken lassen und ließ seine Beliebtheitswerte in fremden Hallen nicht unbedingt steigen – und das Duke-Jersey machte es nicht besser. Ihm wird es am Ende egal gewesen sein, als die Blue Devils sein Trikot mit der #4 im Jahr 2006 unter die Hallendecke zogen.

Diese Ehre wird ihm bei einem NBA-Team verwehrt bleiben. Dennoch hat JJ Redick seine Spuren hinterlassen – auf und neben dem Feld. Und im world-wide-web, wo sich mittlerweile zahlreiche Dokumente guter Medienarbeit finden lassen, die dem NBA-Fan die Liga und dessen Protagonisten näherbringen.       

marcel

Fakten: JJ Redick auf basketball-reference.com 

 

Mehr "Five Hundred or Less" >   

Kommentare

Beliebte Posts