Five Hundred or Less: Baron Davis (498 Wörter)

 
Wir schreiben den 03. Mai 2007: Die achtplatzierten Golden State Warriors gewinnen das sechste Spiel der ersten Playoff-Runde und schicken die MVP-Nowitzki-Mavericks sensationell in die vorzeitige Sommerpause (4-2). Bester Spieler der Serie war damals Baron Davis. Der 1.91m große wie wuchtige Guard legte 25 Punkte, 6.2 Rebounds und 5.7 Assists bei 45.5% von Downtown auf und war zusammen mit Stephen Jackson und Jason Richardson zu viel für Dallas.

Der größte Playoff-Upset der NBA-Geschichte wird immer auch mit Davis verbunden bleiben. Dem Mann, der stets voranging und hart arbeitete. Schon als Jugendlicher. Aufgewachsen in South Central L.A. setzte Baron Walter Louis Davis, wie der heute 42-Jährige mit vollem Namen heißt, schon früh die richtigen Prioritäten. Auch unterstützt von seinen Großeltern, bei denen er und seine Schwester Lisa aufwuchsen. Denn die forderten konsequent gute schulische Leistungen – auch in dem Wissen um ihr problematisches Umfeld. Wurden die Noten schlechter, durfte der basketballverückte Baron nicht spielen. Ansonsten war er mit Freunden regelmäßig auf dem eigens vom Großvater errichteten Platz im Hinterhof zu finden. Nach der Grundschulzeit erhielt Davis ein Basketball-Stipendium der Crossroads School for Arts and Sciences in Santa Monica – einer elitären Privatschule, in der er von Kids aus reichen Elternhäusern umgeben war, die später Ärzte oder Anwälte werden wollten. Und Davis? Dessen Priorität war und blieb der Basketball. 

Umso mehr, als sein Großvater verstarb. Die Entschlossenheit neben dem Platz zeigte sich auch, wenn der spätere All-NBA-Thirdteamer das orangene Leder in den Händen hielt: Robust und mit elitären Handles sowie einer enormen Sprungkraft gesegnet zog er schon damals furchtlos zum Korb oder bediente ansehnlich seine Mitspieler. Zudem traf er solide von außen und präsentierte sich früh als Führungsspieler – ein Paket, das die Premium-Hochschulen vorstellig werden ließ. Letztendlich entschied er sich für UCLA. Auch, weil er nahe seiner “Madea” (Mother Dear) bleiben wollte – so nannte er seine Großmutter. Zudem erhielt seine Schwester dort eine Anstellung. 

 
Nach zwei wechselhaften Spielzeiten als Bruin kam Boom Dizzle 1999 in die NBA. Die Charlotte Hornets zogen ihn an dritter Stelle, obwohl er betonte, ungern in der Eastern-Conference spielen zu wollen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wurde Davis fernab der Heimat zum Leistungsträger, erreichte mit den Hornets fünfmal die Playoffs und wurde zweimal zum Allstar-Game eingeladen. Auch, weil er weiterhin hart an sich arbeitete – konkret am Wurf und der Turnoveranfälligkeit. Zurück in Kalifornien sorgte er mit den Warriors unter Don Nelson für Furore – die Spielidee des Hall-of-Fame-Coaches kam ihm sehr entgegen. Allerdings erreichte Davis, der noch für die Clippers und Knicks die Sneaker schnürte, nie die Conference-Finals. Am Ende seiner 13-jährigen Karriere stehen solide 16.1 Punkte und 7.2 Assists. Zudem führte er die Liga zweimal bei den Steals an. Hängen blieb aber vielmehr seine spektakuläre Spielweise und der ikonische Dunk gegen Andrej Kirilenko inklusive dessen Vorgeschichte (u.a. hier ab 04:07: "Posterized"). 

Heute ist Davis, der schon im Laufe seiner Karriere immer mal einen Abstecher in die Filmbranche machte, als Filmproduzent tätig. Zudem tauscht sich der eloquente wie meinungsstarke und sozial engagierte Vater eines Sohnes im eigenen Podcast Point-God mit anderen Spielmachern aus. 

marcel

 

Fakten: Baron Davis auf basketball-reference.com

 

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