Five Hundred or Less: Tony Allen (497 Wörter)

Nahezu jedes NBA-Team hat seinen Star, vielleicht auch zwei oder sogar drei. Dazu junge Talente, solide Rollenspieler, erfahrene Veteranen, einen Glue-Guy und den ein oder anderen Spezialisten. Und dann gibt es noch die s.g. Dawgs. Oft fällt der Begriff, wenn ein Team verlor und genau das Fehlen dieses Spielertyps als Ursache ausgemacht wurde – wie zum Beispiel die Mavericks nach dem letztjährigen Aus gegen die Clippers. Doch was fehlte?

Dawgs sind im Grunde harte Hunde – Spieler, die man während einer Schlacht an seiner Seite wissen möchte. Spieler, die Hustleplays leben, im Kopf des Gegners wohnen, furchtlos alles auf dem Hartholz lassen und die kleinen Dinge abseits des Statistikbogens tun.

Der Inbegriff eines Dawgs war Anthony „Tony“ Allen – der Grindfather. Der 1.93m große Guard wuchs in der Southside von Chicago auf, einer “real rough neighborhood”. Das formt und er selbst war schon in frühen Jahren von harten Hunden umgeben. Letztendlich half ihm der Zufall und sein Wille, den Weg von der Straße in die NBA zu schaffen.

Im Jahr 2004 von den Celtics an 25. Stelle gezogen, machte er sich schnell einen Namen als guter Verteidiger. Über seinen damaligen Coach sagte Allen: “Doc Rivers was always telling me, ‘Defense is going to be your niche, son. You’re going to stay in this league 10-15 years off defense. Trust me. This is your niche, son.’ I believed him.Und der ebenfalls aus Chicago stammende Übungsleiter sollte Recht behalten: Tony Allen spielte 14 Jahre in der NBA. Und das, obwohl er in keiner Saison mehr als 11.5 Punkte pro Spiel auflegte. Es war seine Defense, die ihn so wertvoll machte. Ob in Boston oder Memphis – Tony Allen widmete sich regelmäßig den gegnerischen Stars. Mit Erfolg: Dreimal wurde er ins All-Defense First-Team, dreimal in All-Defense-Second-Team berufen. Und Kobe? Der bezeichnete ihn als härtesten Verteidiger, dem er gegenüber stand. Das soll was heißen.

Dabei sind 1.4 Steals (Platz 111 All-Time) und 0.4 Blocks Karrierewerte, die nicht nach elitärem Verteidiger klingen. Hier zeigt sich jedoch die grundsätzliche Problematik, gute Verteidigung zu messen. Es sind eben die kleinen Dinge. So war Tony Allen u.a. ein Meister darin, sich durch bzw. um Blöcke zu kämpfen und Anspiele zu erschweren: Auf 100 Anspielversuche verhinderte er zweieinhalb, was wenig klingt. Allerdings liegt er hier auf Platz 5 All-Time, denn der durchschnittliche NBA-Spieler verhindert weniger als einen. Hatte sein Gegenspieler dann doch den Ball in den Händen, übte Allen enormen Druck auf ihn aus und schaffte es meist, vor ihm zu bleiben, was einfache Würfe erschwerte – bei all dem gehörten Foulprobleme natürlich dazu.

Offensiv beschränkte er sich auf Cuts zum Korb und Fastbreaks, denn sein Wurf war äußerst wackelig (47.5% FG, 28.2% 3FG). In Memphis zeigte er für einen Guard zudem gutes Offensivrebounding (2.3 pro Spiel 2016/17) – nur Westbrook hatte mehr.

Auch hierbei zeigt sich wieder: Einsatz, Intensität und Härte sind Zutaten, die jedem Team helfen – ob vorn oder hinten. Genau das gibt der Meister von 2008 nun als Player-Development-Coach den jungen Spielern der Memphis Hustle weiter. Keep grindin‘!

marcel

 

Fakten: Tony Allen auf basketball-reference.com

Mehr: Artikel auf Slam-Online, Artikel auf Sports-Illustrated

Titelfoto: © Soobum Im-USA TODAY Sports I Artikelfoto: © Justin Ford-USA TODAY Sports

 

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