Five Hundred or Less: Jason Williams (499 Wörter)
In Memphis arbeitete der in West-Virginia aufgewachsene Sohn eines State-Troopers an seinem Spiel – vor allem reduzierte er seine Ballverluste. Grundsätzlich blieb er aber der spektakuläre Pass-First-Guard, der keinen Unterschied zwischen Streetball und NBA-Basketball sah – für ihn war es ein und dasselbe Spiel. Dennoch betont er auch heute noch, dass all die Behind-the-Backs, No-Looks, Crossover und Lobs das Ergebnis harter Arbeit waren – im House of Highlights spricht er von unzähligen Trainingseinheiten mit dem Ball, dabei immer wieder gegen eine Wand passend (House of Highlights auf youtube.com). So trieb er sein Verständnis von Basketball zur Perfektion, vorerst wenig erfolgreich aber umso spektakulärer. Und selbst scoren? Das war er nicht (Karrierewert: 10.5 Punkte pro Spiel) – er suchte immer den besser postierten Mitspieler (5.9 Assists).
Diese Eigenschaft und sein Flair
begeisterte Fans und Mitspieler gleichermaßen. Allerdings reichte es nie für
eine Allstar-Nominierung.
Ein großer Fan war sein damaliger Nachbar in Orlando: Shaquille O’Neal. Die Center-Größe
sagte in seiner Autobiografie „Shaq Uncut“ über den Guard: „I had always wanted
play with that dawg. He was a point guard, a tough little son of a
bitch, and he could throw the perfect lob. I used to daydream about throwing down one of his
passes.”
Shaqs Wunsch wurde erfüllt: In einem 13-Spieler-5-Team-Trade im
August 2005 landete J-Will bei den Heat. Zusammen mit O’Neal, Antoine Walker, James
Posey, Gary Payton und dem jungen Dwyane Wade gewann Williams schließlich seinen
ersten und einzigen Titel. Und auch dort blieb er sich treu – scoren konnten die
anderen, er verteilte das Spielgerät klug und setzte seine Mitspieler mittlerweile
seriöser in Szene.
Es war der Höhepunkt einer zwölfjährigen NBA-Karriere, auf die der dreifache Vater und Familienmensch zurückblickt. Nach dem Titel folgten noch vier durchwachsene Jahre in Miami, Orlando und Memphis, die leider auch von Knieverletzungen geprägt waren. Williams, der trotz seines kessen Auftretens nie gern im Rampenlicht stand, lebt nun wieder in Florida und engagiert sich in verschiedenen Stiftungen.
Am Ende bleibt eine wilde Fahrt vom Leben im Wohnwagen auf dem Gelände der DuPont-Highschool bis zum NBA-Titel – und in die Herzen der Fans.
Fakten: Jason Williams auf basketball-reference.com
Mehr: Interview mit der GQ
Titelfoto: © Krista Schlueter (GQ)
Sehr schöner Artikel! Zählen Zahlen auch als Wörter? Wenn nicht, würde ich mir ein paar mehr wünschen. ;) Ich hatte immer den Eindruck, dass er seinen spielerischen Höhepunkt als King hatte. Also gleich zu Karrierebeginn. Und es danach sehr schnell bergab ging zum eindeutigen Nicht-Starter. Stimmt das?
AntwortenLöschenHey, danke dir. Und ja, ich versuche da konsequent zu bleiben. In "Journalistischer Stilistik" lernte ich, 'einfach' und 'kurz' ist auch eine Kunst - habe aber unter den Artikel wie bei den anderen einen Link zu den gewünschten Zahlen gepackt.
AntwortenLöschenDort siehst du auch, dass er seine basketballerisch beste Phase eher in Memphis - auch als Starter. Sogar in Miami hatte er eine wichtige Rolle und startete oft. In Sacramento war er früh Teil des Hypes, dessen Highlights eben hängen geblieben sind.
Schönes Portrait, toller Artikel
AntwortenLöschenVielen Dank. Machte auch Spaß, in seine Vita einzutauchen...über ihn zu schreiben.
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